turi2 edition #19: “Erfolg und Unfreundlichkeit passen nicht zusammen” – Nina Gerhardt im Porträt.
1. Oktober 2022
Verschafft sich Gehör: Ob als Dozentin, Verbandsvorständin, Geschäftsführerin von RTL Radio Deutschland oder privat als Podcast-Hörerin: Nina Gerhardt hat die Medien im Blick, Audio im Ohr und den Teamspirit im Herzen. Manchmal vermisst sie in ihrem Beruf die Schnelligkeit, sagt im Porträt in der turi2 edition #19.
In den Medien zu arbeiten, empfindet Nina Gerhardt „als absolutes Privileg“: Die Abwechslung, die Kreativität und die Relevanz der Branche begeistern sie jeden Tag aufs Neue – besonders, wenn sie in ihrer Arbeit den Teamspirit spürt, „im persönlichen Miteinander Projekte gestalten und Lösungen erarbeiten kann“.
Gerhardts Weg in die Medien startet in ihrer Heimatstadt Frankfurt mit einer Ausbildung zur Verlagskauffrau beim Verlag der „Frankfurter Rundschau“. Nach dem Rechtswissenschafts-Studium arbeitet sie zunächst beim BDZV und erklimmt dann die Karriereleiter bei RTL Radio Deutschland. Berufsbegleitend schreibt sie ihre Dissertation.
Ihren ersten Kongress über die Zukunft der Medien mit 50 Referierenden organisiert Gerhardt im Jahr 2000. Seit 2009 referiert die Rechtsanwältin selbst. An der Hamburger Hochschule klärt sie als Dozentin in ihren Vorlesungen aktuelle Fragen der Medienpolitik. Heute lebt Nina Gerhardt mit ihren Kindern und ihrem Mann, einem Sounddesigner beim Film, in Berlin. Einmal im Jahr muss sie aber raus, das Meer sehen, die Wellen rauschen hören.
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Die Audio-Branche empfiehlt Gerhardt Menschen, die „kreativ sind, die Magie von Audio spüren, gerne vernetzt arbeiten und Schnelligkeit lieben“. Die Schnelligkeit liebt sie selbst so sehr, dass sie ihr manchmal fehlt. Nämlich dann, wenn es darum geht, mit aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten: „Im Radio stoßen wir hier sehr schnell an strukturelle Grenzen. Das lähmt und lässt so manche Chance ungenutzt.“ Gerhardts Liebe zu Audio lässt sie auch in ihrer Freizeit nicht los: Sie liebt Business-Podcasts von und für Frauen. Denn: „Es müssen alle Möglichkeiten genutzt werden, Frauen im beruflichen Umfeld zu stärken und deren Karrieren zu fördern.“
Engagement und Vernetzung werden bei Nina Gerhardt großgeschrieben – oder branchenpassender: laut gerufen. Sie sitzt im Vorstand des Interessensverbands privater Medien Vaunet, im Beirat des Deutschen Radiopreises, im Vorstand der Radiozentrale. „Ich versuche, der Gattung Radio und Audio an vielen Stellen Gehör zu verschaffen.“ Auch kleinteilige Gremienarbeit sei wichtig, Zusammenarbeit der Schlüssel. Gleichzeitig gelte auch und gerade für Profis: „Erfolg und Unfreundlichkeit passen nicht zusammen.“
Nina Gerhardt
Geb. 1976 in Frankfurt am Main
1997Ausbildung Verlagskauffrau im Verlag der „Frankfurter Rundschau“
1999Studium Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Medienrecht in Heidelberg und Montpellier
2005Referendariat Landgericht Duisburg mit Stationen in Rom und Miami
2007 Referentin Medienpolitik beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Zulassung als Rechtsanwältin
2013RTL Radio Deutschland, zunächst als Leiterin Medienpolitik und Kommunikation, seit Herbst 2020 als Geschäftsführerin
2016 Berufsbegleitende Promotion an der Juristischen Fakultät der Universität Rostock im Rundfunkrecht