turi2 edition #22: Wie sieht das Smartphone der Zukunft aus, Marcel de Groot?
12. Oktober 2023
Eines für alles: Der obligatorische Handy-Schlüssel-Portemonnaie-Check wird bald schon ein “Relikt aus der Antike”, ist Marcel de Groot überzeugt. Er leitet das Privatkundengeschäft bei Vodafone Deutschland und schreibt im Gastbeitrag in der turi2 edition #22, dass das Handy bald noch mehr Funktionen übernimmt als bisher schon. Dafür muss nicht nur die Sicherheit der Geräte steigen, sondern auch die Energieeffizienz. Und bestenfalls auch die Empathie.
Von Marcel de Groot
Es war einmal ein mobiles Telefon. Ein Kilo schwer, 25 Zentimeter groß. Mit einer Laufzeit von 30 Minuten und einer Akkuladezeit von zehn Stunden. Wenn ich meinen Kindern davon erzähle, schütteln sie nur lachend den Kopf. Sie kennen das Smartphone nur als das, was es heute ist: Wecker, Kalender, Navi, Bankkarte, Kamera, Flugticket, Zeitung, Entertainment-Paket – und natürlich ultimative Verbindung zur Außenwelt. Doch irgendwann wird der Moment kommen, an dem meine Enkelkinder ihre Eltern anschauen und lachend den Kopf schütteln: „Ihr musstet euer Handy jeden Tag aufladen? Ihr habt euch jedes Jahr ein neues Smartphone gekauft, um immer die beste Kamera zu haben? Und was ist überhaupt ein Portemonnaie?“
Wenn ich einen Blick in meine digitale Glaskugel werfe, dann bin ich überzeugt: Der obligatorische Handy-Schlüssel-Portemonnaie-Check vorm Verlassen der Haustür wird meinen Enkelkindern vorkommen wie ein Relikt aus der Antike. So wie einst den Wecker, die Kamera und das Navigationssystem werden unsere täglichen Begleiter immer mehr Alltagsgegenstände ersetzen: Auto und Haustüre werden wir mit dem Handy entsperren. In der digitalen Wallet findet sich neben der Bankkarte selbstverständlich Personalausweis, Reisepass und das Ticket zum nächsten Metaverse-Konzert der Beatles – die treten natürlich als Hologramme auf und performen ihr neustes, KI-produziertes Album.
Das Handy zu verlieren, wäre in der Zukunft ein noch viel größeres Horror-Szenario, als es heute ohnehin schon ist. Deshalb muss mit all den neuen Funktionen und Möglichkeiten auch die Sicherheit exponentiell steigen: Dank Iris-Scan und Herzfrequenz-Analyse wird das Smartphone so sicher wie Fort Knox. Und dank selbstheilender Materialien auch genauso unkaputtbar. Die einzige App, die es in Zukunft nicht mehr geben wird, ist die Spider App. Zusammen mit der Schutzhülle verschwindet auch das Ladekabel. Denn das Smartphone der Zukunft ist so energieeffizient, dass es sich innerhalb weniger Minuten über im Display integrierte Solarzellen vollständig auflädt. Und jeder Bestandteil, von Akku bis Kamera, stammt nicht nur zu 100 Prozent aus recycelten Materialien, sondern ist modular und austauschbar. Wer seiner Kamera ein Upgrade verpassen will, muss dafür also nicht gleich das ganze Gerät austauschen.
Werden Smartphones also noch innovativer, noch technologischer? Oder werden sie vielleicht sozialer, empathischer? Vermutlich beides. Anstatt Verbindung zur Außenwelt könnten sie vielleicht auch eine Verbindung zur Innenwelt schaffen. „Der Inhalt dieser Nachricht ist für den Empfänger verletzend oder diskriminierend. Das Absenden wurde blockiert“, könnte das Smartphone der Zukunft sagen, das dafür Sorge trägt, dass wir achtsam mit unseren Mitmenschen umgehen. Genau wie mit uns selbst: Wenn mal wieder ein Termin den nächsten jagt und meine Gedanken kreisen, „Habe ich die Drohne eigentlich schon zum Einkaufen geschickt?“, ploppt plötzlich eine Nachricht auf: „Du scheinst gestresst zu sein. Wie wär’s mit einer kleinen Auszeit?“ Und zack, schicken mich meine Virtual-Reality-Kontaktlinsen an meinen Lieblingsstrand in den Niederlanden. Dank 6G und taktilem Internet höre ich dann nicht nur das Meeresrauschen, sondern schmecke auch das Salz in der Luft und spüre den Sand unter meinen Füßen.
So könnte es aussehen, das Smartphone der Zukunft. Vielleicht nicht ganz genau so, aber vielleicht doch ein bisschen.
Foto: Vodafone
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