Mein Podcast-Tipp: Dennis Ballwieser über “Radiolab”.
2. Februar 2023
Journalistische Wundertüte:Dennis Ballwieser, Geschäftsführer beim Wort & Bild Verlag sowie Chefredakteur der “Apotheken-Umschau”, lässt sich gern vom Radiolab des US-Radio-Networks NPR überraschen. Dabei stößt er auf Themen, von denen er “keine Ahnung hatte, dass sie mich interessieren würden”.
Was ist mein Lieblings-Podcast?
Radiolab von Lulu Miller und Latif Nasser. Darin stellen sie wöchentlich eine tiefgehende Recherche vor, bunt zusammengewürfelt aus ganz unterschiedlichen Themengebieten: Politik, Kultur, Wissenschaft, Medizin, Wirtschaft, Technologie, häufig mit einem philosophischen Einschlag. “Radiolab” ist ein Podcast aus der großen und häufig sehr hörenswerten NPR-Welt in den USA. Dieser hier ist etwas weniger bekannt als der legendäre Podcast This American Life von WBEZ in Chicago, dafür aber auch nicht so US-zentriert. Und er ist zwar nicht so auf Journalist:innen ausgerichtet wie On The Media vom selben Sender WNYC in New York, aber für Journalist:innen unbedingt hörenswert, weil er immer wieder damit experimentiert, wie man Geschichten innovativ zum Hören umsetzen kann.
Wann und wo höre ich ihn?
Idealerweise kurz nachdem die neueste Episode in meinem Podcast-Player auftaucht und wenn es gut läuft, in einem Stück durch. Also wöchentlich und dann eher frühmorgens oder am Abend, im Auto oder der Bahn, wenn ich weiß, dass ich nicht durch den nächsten Termin aus dem Eintauchen in ein Thema gerissen werde.
Was lerne ich aus diesem Podcast?
Das Wunderbare an “Radiolab” ist: Ich hab’ keine Ahnung. Thematisch ist der Podcast so breit wie wenige andere. Die Neugierde, Dinge zu verstehen und ihnen auf den Grund zu gehen, steht im Vordergrund. Das macht den Podcast so hörenswert. Ich lerne Sachen, von denen ich keine Ahnung hatte, dass sie mich interessieren würden, und das bringt mich auf Ideen – auch, wie Themen in Audio-Formaten erzählt werden können.
Wem aus der turi2-Community empfehle ich den Podcast?
Journalist:innen. Unsere Berufskrankheit, die Neugierde, wird hier bedient wie selten in Podcast-Formaten, die sich ja sonst dadurch auszeichnen, dass ich wegen der spitzen Formatierung zumeist schon vor dem Hören eine Ahnung davon habe, was mich erwartet. “Radiolab” ist eine funktionierende journalistische Wundertüte. Damit werde ich nicht immer nur in meiner Sichtweise auf Themen bestätigt, sondern oft herausgefordert, mich mit neuen Themen auseinanderzusetzen. Aber so, dass es Spaß macht, zuzuhören.
Welcher Podcast muss für mich noch erfunden werden?
Eine deutschsprachige Variante von “This American Life”. Diese Lust, journalistische Geschichten zu erzählen und Menschen nicht durch Interviews oder Gespräche, sondern durch eine Storyline, einen Plot zum Leben zu erwecken, als wäre es ein Hörspiel — ich würde mir eine ebensolche journalistische Wundertüte ohne thematische Vorgabe in deutscher Sprache wünschen.