Wissen Newsletter: Experten-Tipp von Peter Wingen.
31. Mai 2022
Technik-Dinos: Technisch gesehen hat sich der Newsletter in den vergangenen 20 Jahren kaum weiterentwickelt, was Innovationen erschwert. Gängige Web-Effekte funktionieren dort daher gar nicht, eingeschränkt oder nur mit Hilfe von Tricks. Der Web-Experte und turi2-Entwickler Peter Wingen weiß, was man beim Einsatz von animierten GIFs, Hover-Effekten oder Video-Playern beachten muss und wie man verhindert, dass ein Newsletter im Spamfilter hängenbleibt. Sein Experten-Tipp erscheint im Rahmen der Newsletter-Wochen zum 15. Geburtstag des turi2-Morgen-Newsletters.
Mit welchen Technik-Tricks mache ich meinen Newsletter zu einem Erfolg, Peter Wingen?
Vor 20 Jahren wurden Websites noch mit Hilfe von Tabellen gestaltet und für einzelne Browser optimiert – ein Graus für alle Beteiligten. Während Websites sich längst weiter entwickelt haben, sind Newsletter technisch gesehen in dieser Zeit stehengeblieben. Bis heute unterstützt Microsoft Outlook auf vielen Geräten immer noch keine “Media Queries“. Das sind Funktionen, mit deren Hilfe Standard-Browser wie der Internet Explorer und Firefox seit mehr als zehn Jahren ein Website-Layout an verschiedene Bildschirmgrößen anpassen. Deshalb lassen sich E-Mails nicht zuverlässig auf jedem Gerät oder in jedem E-Mail Client im jeweils passenden Layout darstellen.
Das Fehlen gemeinsamer Standards für E-Mail Clients erschwert Innovationen. Ein Beispiel dafür ist das von Google entwickelte Framework “AMP for E-Mail“. Es sorgt dafür, dass Interaktionen wie das Ausfüllen von Formularen direkt in der E-Mail stattfinden können. Eigentlich ist das eine gute Idee – wenn es denn einen gemeinsamen Standard gäbe. Doch die Realität sieht anders aus: In Deutschland unterstützen Web.de und GMX die Initiative von Google nicht, und auch Apple und Outlook bieten in ihren Programmen keinen Support. Die Google-Initiative kommt daher nur bei Gmail (Web + App) und Outlook.com (als Preview) zum Einsatz.
Auch Datenschutz-Bestimmungen sind ein Hemmnis für die Weiterentwicklung von Newslettern: So ist es seit dem Privacy-Update von Apple (iOS 15) zumindest auf Apple-Geräten nicht mehr möglich, durch die Verwendung “dynamischer Bilder” aktuelle Inhalte, zum Beispiel einen Countdown, in einen Newsletter zu integrieren. Apple verhindert das, weil auch Tracking-Tools mit dieser Technik arbeiten.
Wegen der veralteten Technik sind gängige Web-Effekte oder -funktionen in Newslettern nicht oder nur unter Einschränkungen möglich. Was geht – und was nicht:
Animationen: Für Aufmerksamkeit innerhalb von Newslettern kann man mit Hover-Effekten sorgen. Dabei werden zum Beispiel Textlinks oder Schaltflächen hervorgehoben, wenn man mit der Maus darüber fährt. Auf dem Desktop funktioniert das gut, während es auf mobilen Geräten teilweise sehr umständlich für die Leserinnen ist. Doch die meisten E-Mails werden auf einem Smartphone gelesen. Bei einer weiteren Variante führt ein Klick auf einen Button (Radio Button) zu einer anderen Darstellung in der E-Mail. Doch dafür braucht man CSS-Animationen – und die funktionieren fast nur auf Apple-Geräten.
JavaScript: Die Verwendung von JavaScript, der Sprache, mit der Websites in Windeseile verändert werden können, ist in E-Mails keine Lösung. Sie wird von keinem relevanten E-Mail-Client unterstützt, und die meisten Spam-Filter sortieren diese Mails umgehend aus.
Video: In einigen E-Mail-Clients ist die Einbettung von HTML5-Video-Playern möglich, aber nicht in allen. In einem solchen Fall kann ein “Fallback” helfen. Wenn ein Client HTML5-Videos nicht unterstützt, kann man stattdessen ein animiertes GIF verwenden.
Animierte GIFs: Wer in seinem HTML-Newsletter einen Aufmerksamkeits-Effekt einbauen will, kann animierte GIFs verwenden. Sie funktionieren wie ein digitales Daumenkino, mehrere Bilder werden in einer Datei gespeichert und hintereinander abgespielt. Mit Ausnahme von Windows Outlook unterstützen alle gängigen E-Mail Clients animierte GIFs. Und ihr erstes Bild wird selbst von denjenigen Clients angezeigt, die das nicht tun.
GIFs in einer riesigen Auswahl gibt es bei Tenor oder Giphy, wobei das Urheberrecht zu beachten ist.
Spamfilter: Sie sind die natürlichen Feinde des Newsletter-Versenders. Inhaltlich und technisch muss eine Mail einwandfrei sein, soll sie dort nicht aussortiert werden. Mit dem kostenlosen Online-Tool mail-tester.com lässt sich überprüfen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Mail im Spamfilter landet. Dort gibt es auch Tipps, wie sich das Aussortieren verhindern lässt.
Im Spamfilter landen E-Mails, die als nicht vertrauenswürdig eingestuft werden: nervige Werbemails oder Mails mit betrügerischen Absichten. Das beginnt mit der Absender-Adresse: Ein Absender mit der Endung “@gmx.de” oder “@web.de” erregt Verdacht. Auch E-Mail-Adressen mit “noreply”-Anfängen haben ein höheres Risiko, abgefangen zu werden.
Die Empfängerzeile sollte nicht zu beliebig sein oder nur aus Großbuchstaben bestehen, und Buzz-Words wie “gratis”, “Geld verdienen” oder “kostenlos” sollte man vermeiden. Zu viele Sonderzeichen schaden ebenfalls
Viele Spamfilter achten auf Rechtschreibung und Grammatik. Wer grobe Fehler macht, wird für den Prinzen aus Ghana gehalten, der sein Erbe mit Hilfe aus Deutschland nach Europa transferieren will und dafür eine Millionensumme verspricht.
Im Newsletter sollten nicht nur Bilder verwendet werden, denn die sieht der Spam-Filter nicht. Eine E-Mail ohne Text erscheint ihm aber verdächtig. Auf Anhänge sollte man verzichten, während ein Abmelde-Link unbedingt vorhanden sein muss. Mails mit JavaScript werden von den meisten E-Mail-Clients rigoros aussortiert.
Mit Hilfe der E-Mail-Validierungsmethoden DKIM und SPF wird festgestellt, ob eine E-Mail-Adresse existiert und zur Absender-Adresse gehört. Die Einstellungen sind sehr technisch und sollten von einem Fachmann vorgenommen werden. Für einige muss die DNS-Konfiguration verändert werden. Macht man dabei falsche Einträge, kann das dazu führen, dass eine Domain nicht mehr erreichbar ist.