“Passion und intrinsische Motivation” – Konstantin Seidenstücker über das Erfolgsrezept eines Podcasts.
11. September 2022
Talente-Sammler: “Kein Medium funktioniert so gut über Word-of-mouth wie Podcasting”, sagt Konstantin Seidenstücker im turi2-Interview. Der Gründer und Geschäftsführer von Studio Bummens produziert Podcasts wie “Baywatch Berlin”, “Apokalypse und Filterkaffee” und “Weird Crimes”. Er denkt, dass viele Podcasts über Empfehlungen erfolgreich geworden sind und ist sicher: “Am Anfang steht immer die Idee.” Doch auch die “Rollenverteilung” und “unterschiedliche Persönlichkeiten” spielen eine große Rolle.
Konstantin, der Podcast-Markt ist in den vergangenen Jahren explodiert. Ist überhaupt noch Platz für neue Formate?
Ja. Wir haben angefangen mit zwei Leuten, die von ihrer Woche erzählen und das als Laber-Podcast gelabelt. Dann ging es weiter mit den ersten Geschichten, die fiktional oder non-fiktional erzählt wurden. Mittlerweile hat man Show-Formate – dementsprechend hat sich das total entwickelt. Ich glaube aber, wie mit jedem Medium wird es neue Themen, neue Stimmen und neue Talente geben und damit eröffnen sich Möglichkeiten für neue Podcasts.
Wie schaffe ich es, mit meinem Podcast in der Masse an Angeboten Menschen zu erreichen und eine Community aufzubauen?
Kein Medium funktioniert so gut über Word-of-mouth wie Podcasting. Natürlich steckt irgendwann auch ein Marketing-Budget dahinter, wenn man das mit einer großen Plattform macht. Ich glaube aber, dass viele erfolgreiche Podcasts darüber funktionieren, dass sie empfohlen werden. Allen, die neu starten, würde ich Cross-Promotions empfehlen, um erstmal ein Grundrauschen zu erzeugen.
Wie kann man sich von der Masse abheben?
Am Anfang steht immer die Idee. Kein Podcast funktioniert, wenn du nicht wirklich intrinsisch motiviert bist. Der Podcast ist keine Fernsehsendung. Du kannst ziemlich schwer jemanden einsetzen und einfach nur als Moderator*in fungieren lassen. Du brauchst eine persönliche Passion für das, was du erzählst. Ich glaube auch, dass die Rollenverteilung enorm wichtig ist. Jeder gute Talk-Podcast lebt davon, dass du unterschiedliche Persönlichkeiten mit an den Tisch bringst.
Heutzutage kann jeder mit relativ wenig Equipment einen Podcast aufzeichnen und auf verschiedenen Plattformen hochladen. Warum braucht es da noch eine Podcast-Produktionsfirma?
Weil der Markt sich total professionalisiert hat. Natürlich kann man einfach Podcasts aufnehmen. Dass die dann aber auch wirklich gut klingen, ist eine andere Frage. Wir helfen den Künstler*innen nicht nur bei der Technik, sondern bauen Werke und Marken gemeinsam mit ihnen auf. Wir kümmern uns um jeden Schritt der Wertschöpfungskette – von Produktion, über Distribution und teilweise auch die Vermarktung. Dadurch können sie sich auf das konzentrieren, was sie gut können, und sie müssen sich keine Gedanken mehr über Technik, Vertrieb und Weiterentwicklung machen.
Darüber hinaus ergeben sich speziell bei uns verschiedenste Netzwerkeffekte, Möglichkeiten von Crosspromotion in bestehenden Shows, Air Support von den zahlreichen Hosts mit denen wir arbeiten. Auch deshalb sehen wir Studio Bummens mittlerweile mehr als Podcast-Netzwerk, als einfach nur als Produktionsfirma.
Ihr produziert u.a. “Baywatch Berlin” mit TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf und “Einfach mal Luppen” mit Fußball-Profi Toni und seinem Bruder und Trainer Felix Kroos. Wie ist es, mit solchen Promis zusammenzuarbeiten?
Das ist eine super schöne Zusammenarbeit, die ich sehr inspirierend finde und bei der ich jede Woche etwas lerne. Es ist natürlich auch cool, dass ich die Podcasts, die ich persönlich gerne höre, produzieren kann. Studio Bummens ist aber auch “Home of Talent”. Das bezieht für mich nicht nur prominente Hosts mit ein, sondern auch Kreative, die mit Ideen zu uns kommen oder die wir gezielt in Formate einsetzen.
Alle Geschichten der turi2 edition #19 – direkt hier im Browser als E-Paper:
Monopolisiert sich der Podcast-Markt in Deutschland momentan unter wenigen Produktions-Studios?
Ich glaube, es gibt hier und da immer noch Creators, die das erfolgreich alleine auf die Beine stellen. Deswegen glaube ich nicht, dass es ein Monopol auf der Seite von Produktion und Studios gibt. Man muss natürlich immer überlegen, ob es bestimmte Plattform-Monopole gibt. Gleichzeitig machen sich aber spannende neue Plattformen auf den Weg, zum Beispiel RTL+, oder Amazon Music.
Wie kann sich das Medium Podcast noch weiterentwickeln?
Das passiert ja auf vielen Ebenen schon. Videos zum Beispiel sind eine rein technische Neuerung oder ein Add-on. Es gibt aber auch Möglichkeiten, Erzählformate weiterzuentwickeln. Was in 2025 das neueste Ding ist, da tue ich mich schwer mit. Ganz viele Trends oder Entwicklungen treten zwar nicht plötzlich auf, aber erscheinen plötzlich in der Wahrnehmung der Menschen. Dadurch, dass der Markt sich erst seit drei oder vier Jahren professionalisiert, fängt man jetzt an, zu überlegen, was es über den eigentlichen Podcast hinaus gibt.
Zum Thema Audio erscheint ein ganzes Buch: die turi2 edition #19 Audio – Erscheinungstermin: 12. Oktober 2022. Du kannst die Buchreihe turi2 edition kostenfrei lesen und als E-Paper hier kostenlos abonnieren.
Nutze die turi2 Podcast-Wochen auch als Bühne für dich, deine Marke oder Dienstleistung. Du erreichst die 20.000 wichtigsten Entscheiderinnen in Deutschland aus Medien, Wirtschaft und Politik auf turi2.de und im turi2-Newsletter. Das turi2-Media-Team berät Dich gerne zu unseren Werbemöglichkeiten. Melde Dich einfach unter media@turi2.de.