Ein Abend für Inklusion – so lief der Open Innovation Live Podcast #3 bei Clubhouse.


Mit allen Sinnen: Zuhören, wie blinde und gehörlose Menschen leben und Social Media nutzen, steht im Mittelpunkt der dritten Ausgabe des Open Innovation Live Podcasts von Richard Gutjahr und Peter Turi im turi2 Clubraum. Bloggerin und Drehbuchautorin Julia Probst, bei Twitter bekannt als @EinAugenschmaus, ist gehörlos, kann über eine Live-Transkription und ihren Gebärdensprache-Dolmetscher aber dennoch an der Diskussion teilnehmen. "Ich war total überrascht, wie viele tolle Themen es hier bei Clubhouse gibt. Das hat die Angst in mir geschürt, Dinge zu verpassen", sagt sie. Die blinde Kinderbuch-Autorin und Microsoft-Mitarbeiterin Franziska Sgoff schätzt an Clubhouse die Möglichkeit, mit der Stimme zu überzeugen: "Hier kann der Mensch einfach sein, wie er ist." Online-Journalist Marko Schlichting, ebenfalls blind, lobt, dass sich die Clubhouse-Entwickler sehr darum bemühen, die App für Blinde nutzbar zu machen: "Das ist für mich gelebte Inklusion."

Innerlich zum Köcheln bringt ihn dagegen die häufige Frage zu seiner Blindheit: "Kann man da denn gar nichts machen?" In eine ähnlich Kerbe schlägt Julia Probst, die oft gefragt wird, ob sie nicht gerne hören würde: "Das ist so eine nervige Frage! Das einzige, was ich nicht kann, ist hören. Den Rest kriege ich doch wunderbar hin." Franziska Sgoff wünscht sich, dass Menschen mit und ohne Behinderung mehr miteinander in den Austausch kommen, "um sich gegenseitig besser kennenzulernen und die Lebenserfahrungen des Gegenübers besser zu verstehen". Marko Schlichting warnt jedoch vor ungefragter und ungewollter Hilfe, etwa beim Überqueren der Straße.

Außerdem geht es um Cripping up, die Situation, dass Schauspieler*innen ohne Behinderung in Filmen Menschen mit Behinderung spielen. Für Julia Probst völlig unverständlich: "Es gibt ganz viele gehörlose Schauspieler*innen, die eine Glanzleistung vollbringen, aber trotzdem nicht angenommen werden." Sie merke, wenn die Behinderung nur gespielt ist, sagt Probst: "Ich habe den Eindruck, dass man da manchmal für doof verkauft wird." Marko Schlichting sagt, behinderte Menschen sollten im Berufsleben ihre Fähigkeiten nicht unter den Scheffel stellen, sondern als Vorteil präsentieren: Er selbst kann bestens in der Nacht arbeiten, weil ihm egal ist, ob es draußen hell oder dunkel ist. Julia Probst ergänzt, Gehörlosen mache in Großraumbüros die Geräuschkulisse nichts aus.

Am kommenden Donnerstag will der Open Innovation Live Podcast die eigene Filterblase überwinden und in andere Räume reinhören, "von denen wir am wenigsten Ahnung haben", schlägt Peter Turi zum Schluss vor.
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