Ist Instagram der Jungbrunnen für Regionalnachrichten, Gabriele Holzner?
30. April 2021
Sich immer wieder neu erfinden: Mit der “Hessenschau” erreicht Gabriele Holzner, Programmdirektorin und Vize-Intendantin des Hessischen Rundfunks, bei Instagram 200.000 Fans. In ihrem Gastbeitrag für die turi2 edition #14 erklärt sie, dass soziale Medien “insgesamt ein ganz wunderbarer Jungbrunnen für traditionelle Medienhäuser” sind, weil die Netzwerke sich ständig selbst neu erfinden. Auch für Sie als Nutzerin wirke das erfrischend, selbst wenn sie nicht alles gut findet, “was wir als Medienschaffende dort treiben”. Die turi2 edition mit allen Gastbeiträgen und Interviews erscheint am 6. Mai. Hier können Sie das kostenlose E-Paper vorbestellen.
Sind die sozialen Medien, die sich ständig selbst erneuern, nicht insgesamt ein ganz wunderbarer Jungbrunnen für traditionelle Medienhäuser? Denn Journalistin zu sein, heißt doch, neugierig zu sein auf die Welt – und so uns und unsere Arbeit immer wieder neu zu erfinden.
Instagram hat im letzten Jahrzehnt einige Plattformen und Trends überlebt und sich durch neue Funktionen immer wieder behauptet. Die Medienanbieter haben das gesehen und sind mitgezogen.
Auch wir haben die wichtigste Informationsmarke des Hessischen Rundfunks, die “Hessenschau”, über die Jahre medienübergreifend aufgestellt. Längst ist das mehr als die lineare TV-Sendung um 19.30 Uhr: Die “Hessenschau” gibt es online, im Radio, auf dem Smartspeaker, bei Facebook und natürlich bei Instagram.
Für soziale Netzwerke muss Bewegtbild anders daherkommen als fürs lineare Fernsehen: anders geschnitten, anders konfektioniert, anders verpackt. Nicht alle Themen funktionieren, weil die jüngere Zielgruppe andere Interessen hat. Die “Hessenschau” hat inzwischen 200.000 Abonnentinnen auf Instagram, einzelne Videos werden über eine halbe Million Mal abgerufen, andere nur 10.000 Mal. Und jetzt kommt unser öffentlich-rechtlicher Auftrag ins Spiel: Wir produzieren für Instagram regionale Nachrichten über alles, was Hessen bewegt, und alles, was wirklich wichtig ist – jedenfalls was wir dafür halten. Wir müssen die Themen aufgreifen, die junge Menschen umtreiben und wir müssen sie so erzählen, dass sie es interessant finden und dranbleiben.
Also mit ihnen im Dialog sein. Und das sind wir noch nicht gut genug. Auch bei der Vielfalt haben wir noch Luft nach oben: bei den Themen, den Lebensrealitäten, jünger und älter, Stadt und Land, mit und ohne Schulabschluss, hier geboren oder zugezogen.
Für mich sind digitale Plattformen wie Instagram ein Jungbrunnen, aber in dem Sinne, dass ich dort vieles entdecke, mich oft wundere, täglich dazulerne, ohne alles zu verstehen, und schon gar nicht alles toll finde, auch nicht alles, was wir als Medienschaffende dort treiben. Das macht aber nichts, weil nicht ich der Maßstab bin, sondern unsere Nutzerinnen. Sie ermuntern uns, innovative Formate auszuprobieren, Dialoge auf anderen Ebenen mit den Followerinnen zu führen und neue Zugänge zu Themen zu finden. Zum Glück haben wir tolle junge Mitarbeitende, die mit diesen Medien aufgewachsen sind. (Foto: HR/Katrin Denkewitz)