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“Es ist eine körperliche Medienerfahrung” – Elle Langer über AR und VR.

2. Oktober 2023

Grenzenlose Realität? Als Spezialistin für Augmented und Virtual Reality will Elle Langer Medien und Marken von den Grenzen des Screens befreien. “Dieser Markt ist unendlich”, sagt sie im Interview für die turi2 Screen-Wochen. Selbst von der Idee eines Chips im Hirn ist sie “fasziniert”. Dabei müssen wir uns immer die Frage stellen: “Wünschen wir uns so eine Zukunft überhaupt?”
 

 
Interview: Anne-Nikolin Hagemann

Schon Ende der 80er haben manche geglaubt, dass wir uns im Jahr 2000 nur noch in virtuellen Realitäten bewegen.
Diese Idee ist sogar noch viel älter. Ivan Sutherland formulierte eine interessante Vision darüber: 1968 entwickelte er mit Kollegen den ersten Datenhelm, der 3D-Grafiken abbildete. Das Gestell war so groß und schwer, dass es an der Decke befestigt werden musste. Anfang der 90er wurde der Begriff „Metaverse“ durch den Roman „Snow Crash“ von Nils Stephenson populär. In dieser Zeit entstand das Internet. Doch es gab schon Pioniere, die virtuelle 3D-Welten und Produkte für VR entwickelten, wie der Informatiker Jaron Lanier. Die Anwendungen waren noch nicht so ausgereift. Aber sich in künstlichen 3D-Welten zu bewegen, war durchaus vorstellbar.

Es ist 2023 und noch sieht es nicht danach aus, als ob wir demnächst alle ins Metaverse ziehen. Warum?
Ich weiß nicht, ob wir ins Metaverse ziehen müssen. Es macht riesigen Spaß, AR und VR zu erleben und zu nutzen. Die Frage müsste eher lauten, warum wir damit noch nicht den Massenmarkt erreicht haben. Das hat mehrere Gründe: Für mich ist Metaverse erst mal ein Buzzword, es ist abstrakt, jeder versteht etwas anderes darunter. Eine interaktive, künstliche Welt, in die man eintauchen kann. Bei dem Thema wird die Technologie zu sehr betont, der Nutzen zu wenig. Diejenigen, die schon AR- und VR-Produkte entwickeln, stellen das Erlebnis in den Vordergrund, das dann natürlich technologisch umgesetzt werden muss. Dafür braucht es Fachwissen und Erfahrung, deshalb trauen sich viele Unternehmen nicht an AR und VR ran. Ein wichtiger Punkt ist auch die Wirtschaftlichkeit. Je mehr AR- und VR-Angebote es gibt, desto normaler wird es sein, sie zu nutzen. Dann ist auch das Metaverse normal.

Elle Langer
berät mit ihrer Agentur Pimento Formate Unternehmen bei der Umsetzung von AR-Projekten, produziert diese selbst und veranstaltet Workshops zu Extended Reality, kurz XR, darunter fallen AR, VR und alle Mischformen

Wie bringst du Leuten VR oder AR nahe?
Für VR lade ich sie für eine halbe Stunde zu einem Besuch auf der ISS und zu einem Weltraumspaziergang ein. Es ist beeindruckend, wenn man mit den Astronauten im Weltall ist und auf unseren Planeten schaut. Und genau darum geht es bei VR und AR: etwas zu erleben, das man normalerweise nicht erleben kann, Unsichtbares sichtbar machen. Kein anderes Medium schafft es, mit dem eigenen Körper gefühlt selbst im Medium zu sein. Es ist eine körperliche Medienerfahrung. Das sollte man mitdenken, wenn man AR- und VR-Experiences entwickelt.

Bei AR und VR denke ich an Games oder Porno. In welchen Wirtschaftszweigen ist das heute schon etabliert?
Die Automobil- oder Maschinenbau-Industrie war unter den ersten, die in VR-Anwendungen investiert haben, zum Beispiel für das Marketing oder die Konstruktion von neuen Modellen. Ingenieure und Designer können von überall in Echtzeit an einem 3D-Modell in Originalgröße arbeiten. Das spart Reisekosten, Probleme können schneller verstanden und gelöst werden. Auch in der Medizin werden AR und VR seit Längerem eingesetzt, Ärzte nutzen beides für Trainings oder zur Zusammenarbeit und zur Visualisierung von hochkomplexen Operationen. Ich kenne Mediziner, die spezielle Anwendungen entwickeln lassen oder sie sogar selbst programmieren.

Wie wird digital erweiterte Realität in der Unternehmenskommunikation eingesetzt?
Dafür gibt es schon einige Möglichkeiten. Für Messen oder Events werden AR- und VR-Erlebnisse produziert, die ein Produkt oder Unternehmen vorstellen. Außerdem gibt es bei Social-Media-Plattformen die Möglichkeit, eine Marke durch AR-Filter oder AR-Lenses erlebbar zu machen. Es braucht nicht immer eine eigene App. Wir produzieren zum Beispiel AR-Stories für Kunden zur CSR- und Umweltkommunikation, die ohne App funktionieren. Auch im Marketing werden AR und VR vielseitig eingesetzt: Fashionbrands ermöglichen es, ihre Produkte virtuell Probe zu tragen; Automarken, sich ein Auto virtuell ins Wohnzimmer zu stellen. So etwas wird es künftig häufiger geben.

Apple will 2024 seine lang erwartete Vision-Pro-Brille herausbringen. Wird das einen Katalysator-Effekt für die Branche haben?
Es gibt ja den Glaubenssatz: Wenn Apple etwas Neues auf den Markt bringt, wird das der Game Changer. Es wird auch erwartet, dass der XR-Markt mit der Brille einen Durchbruch erlebt. Klar, es gibt viele Fans, die sich eine Vision Pro kaufen und ausprobieren werden. Apple ruft für die Vision Pro allerdings um die 3.500 Dollar auf. Das können sich nicht alle leisten. Ich bin etwas zurückhaltend, weil es schon viele gute VR- und AR-Brillen auf dem Markt gibt.

Was ist dein Hauptargument dafür, im XR-Markt aktiv zu werden?
Dass der Markt noch jung ist und weltweit einer der am stärksten wachsenden Märkte. Wer jetzt ein richtig tolles AR- oder VR-Produkt auf den Markt bringt, hat noch die Möglichkeit, sich frühzeitig zu positionieren und den Markt aufzubauen. Wir öffnen den realen Raum als Medienraum, sind nicht mehr beschränkt auf die Grenzen der Screens, sondern tragen die Monitore mit uns und können die ganze Welt mit Geschichten füllen und sie überall im realen oder virtuellen Raum erleben. Dieser Medienmarkt ist unendlich.

Was sind gute Beispiele für den Medienmarkt?
Ein beeindruckendes Beispiel für mich kommt von Kollegen aus Mexiko, die Werbeplakate für eine Biermarke mit AR zum Leben erweckt haben: Das Plakat ist ein Bildmarker, wird mit dem Handy gescannt, im Display startet dann eine 3D-Animation aus dem Plakat heraus. Es gibt Luxus-Modemarken, die Fashion für Avatare auf 3D-Events designen oder designen lassen. Gut finde ich auch alle AR-Anwendungen, die es vereinfachen, Kaufentscheidungen zu treffen – weil das unnötige Bestellungen und Retouren reduziert. Ein Sportschuhhersteller zum Beispiel bietet die Möglichkeit, Schuhe per AR-App zu Hause anzuprobieren, um die Optik zu testen. Mit der AR-App eines schwedischen Möbelhauses lassen sich Möbel ins Zimmer stellen.

An Screen-Kontaktlinsen wird schon geforscht, wie geht es weiter?
Wir sind auf dem Weg, durch hochtechnologische Gadgets immer hybrider zu werden. Mit den AR-Brillen von Apple, Pico, Snapchats Spectacles, der Nreal oder anderen haben wir schon XR-Geräte, die aussehen wie normale Sonnen- oder Skibrillen. Auch Hersteller wie Ray Ban sind bei der Entwicklung im XR-Bereich dabei. Ich kann mir vorstellen, dass wir in zehn Jahren smarte Datenbrillen haben, die uns neue Informations- und Medienerlebnisse ermöglichen. In Richtung Kontaktlinse wird auch viel geforscht. Hier hat man die Herausforderung, dass dafür Hochleistungstechnologie auf mikroskopisch kleine Chips gebracht werden muss, die dann aufs Auge gesetzt werden. Es gibt auch viele medizinische Fragen. Große Unternehmen forschen daran, solche Geräte mit dem Gehirn oder anderen Nervenzellen zu verbinden. Das kann Menschen mit Behinderung helfen, aber auch missbraucht werden. Noch ist das Science-Fiction.

Mikrochips, die sich mit dem Gehirn verbinden – klingt für mich nach Dystopie. Macht dir die Entwicklung manchmal selbst Angst?
Nein. Ich bin fasziniert davon, mich über solche Zukunftsszenarien zu unterhalten, weil so neue Ideen entstehen, die auch kritisch diskutiert werden. Vor Kurzem habe ich mich mit einem Startup-Gründer über die Mode der Zukunft unterhalten. Er meinte: Vielleicht laufen wir alle mit grauen Kleidern durch die Gegend und jeder entscheidet für sich, wer welche Kleidung durch eine AR-Brille an ihm sieht. Gleichzeitig wirft das große ethische Fragen auf: Wen grenzen wir damit aus? Welche Daten werden verwendet? Ist das den Energieverbrauch wert? Und: Wünschen wir uns so eine Zukunft überhaupt? Es wird immer verschiedene Gruppen mit verschiedenen Nutzungsbedürfnissen geben. Menschen, die die Möglichkeiten exzessiv nutzen. Menschen, die sie gelegentlich verwenden. Und Menschen, die damit gar nichts anfangen können. Jeder entscheidet individuell, wie seine Zukunft mit XR aussieht.
 
Dieser Text ist Teil der Screen-Wochen bei turi2. Bis 8. Oktober beschäftigen wir uns auf turi2.de mit Entwicklungen und Trends für Bildschirme – von der Smartwatch bis zum großen Werbescreen.
 
Foto: Anna Fiolka
 

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