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Warum in der Ferne filmen? Elfi Kerscher und Tina Siglreithmayr über nachhaltige “Außendrehs” im LED-Studio.

23. Januar 2024

Großes Kino in Parismaning: “Natürlich hat es einen gewissen Reiz, nach Süd­afrika oder auf die Malediven zu fliegen, um da tolle Strand­aufnahmen zu machen. Nur in dieser Welt leben wir halt nicht mehr. Wir alle müssen umdenken”, sagt Tina Siglreithmayr (rechts), Green Consultant bei Plazamedia, dem Produktions­dienst­leister von Sport1 Medien. Sie berät Produktions­firmen und Sender, wie sie Film-, TV- und Werbe­aufnahmen nachhaltiger produzieren können. Seit knapp einem Jahr betreibt Plazamedia im Münchner Vorort Ismaning dazu das Brixwork-Studio, das auf einer 120 Quadratmeter großen, L-förmigen LED-Wand jeden beliebigen Ort als 3D-Welt ins Studio holen kann.

Beim Besuch von turi2-Redakteur Björn Czieslik ist auf der Wand gerade ein fiktiver Platz in Paris zu sehen, weshalb scherzhaft der Begriff “Parismaning” fällt. Der “Außendreh” im Studio spart CO2 und macht Produktionen planbarer: “Ich habe hier im Studio die volle Kontrolle über alle Parameter, die ich draußen in der realen Welt so nicht habe, zum Beispiel Licht oder Wetter”, erklärt Elfi Kerscher (links), Senior Product Manager Virtual Production. Im Interview erzählen beide, warum Außen­drehs trotzdem nicht komplett ihre Berechtigung verlieren.

Interview: Björn Czieslik

Wir sind im Brixwork-Studio von Plazamedia in Ismaning. Ihr ermöglicht hier, vereinfacht gesagt, Außendrehs im Studio vor einer LED-Wand. Aber sind Außendrehs in der Original-Location nicht viel schöner und authentischer?
Elfi Kerscher: Außendrehs haben natürlich viele Vorteile und sind aus der Film- und Fernsehlandschaft gar nicht wegzudenken. Aber für bestimmte Situationen ist es von Vorteil, in ein Studio zu gehen: Ich habe hier im Studio nämlich die volle Kontrolle über alle Parameter, die ich draußen in der realen Welt so nicht habe. In der virtuellen Welt, die ich hier auf der LED-Wand sehe, habe ich die Tageszeit und das Wetter im Griff. Ich kann z.B. die “Golden Hour”, also die Abendsonne, so lange halten, wie ich sie für den Dreh benötige, ohne dass ich auf diese halbe Stunde oder Stunde achten muss, in der die Sonne wirklich untergeht. Ich habe in dieser virtuellen Welt auch die Möglichkeit, Regen, Sonne, Wolken oder Nebel zu simulieren und kann das so steuern, wie ich es brauche.

Das sind einige der großen Vorteile von Virtual Production. Und gezielt eingesetzt hilft Virtual Production auch dabei, nachhaltig zu arbeiten. Ich muss nicht nach New York oder Paris fliegen, sondern kann mir ein Straßencafé aus Paris einfach ins Studio holen.

Wie kommt denn Paris ins Studio?
Elfi Kerscher: Dafür haben wir hier die Unreal Engine von Epic Games im Einsatz. Das ist ein Echtzeit-Rendering-System, das eigentlich aus der Games-Welt kommt, aber sich auch in der Virtual-Production-Branche einen Namen gemacht hat. Damit kann ich jeden Parameter und jedes Objekt in dieser 3D-Welt in Echtzeit beeinflussen. Wir sehen hier gerade ein Straßencafé in Paris mit Eiffelturm im Hintergrund. Den kann ich nach links oder nach rechts schieben, wo ich ihn eben brauche. Diese ganze Szenerie, die wir hier sehen, gibt es so in Paris aber gar nicht. Die haben unsere 3D-Artists komplett selbst gebaut. Jedes Element hier ist ein 3D-Element, texturiert und beleuchtet mit der Unreal Engine.

Das heißt, es muss auch niemand dorthin fahren, um das echte Paris aufzunehmen, damit es dann auf der LED-Wand zu sehen ist?
Elfi Kerscher: Genau. Wir müssen nicht dort drehen, sondern können uns den Drehort komplett hier im Studio virtuell nachbauen. Es gibt allerdings auch Verfahren, bei denen vor Ort jemand mit einem kleineren Kamerasystem die gesamte Umgebung abscannt und wir das dann mit Hilfe von KI in ein 3D-Modell verwandeln. Das ist auch sehr nachhaltig, weil ich nur mit einem sehr kleinen Team vor Ort sein muss, um dort die notwendigen Aufnahmen zu machen. Oder noch besser: Ich buche mir ein Team direkt in Paris, das den gewünschten Ort abscannt und uns die Daten liefert, damit wir daraus eine virtuelle 3D-Welt bauen können.

Besteht da aber nicht die Gefahr, dass ihr damit Fantasie-Orte erschafft, wenn ihr z.B. den Eiffelturm neben das Brandenburger Tor setzen würdet? Da würde sich doch jeder, der Paris oder Berlin kennt, sagen: “Das ist doch völliger Unsinn, in echt sieht das so nicht aus.”
Elfi Kerscher: Das ist letztlich eine kreative Entscheidung, ob es dem Charakter des Films dient und zur Aussage der Produktion passt. Es kann ja auch ein stilistisches Element sein, dass man ein Stück weit Verwirrung stiften möchte und absichtlich z.B. ein Restaurant an einen Ort setzt, das es vor Ort gar nicht gibt. Wir können sowohl echte Orte hierher holen, die zuvor einmal eingescannt wurden, oder auch selbst 3D-Content bauen. Da sind wir erst einmal Dienstleister, der innerhalb ethischer Grenzen das umsetzt, was die Produktion vorgibt. Den Eiffelturm ans Brandenburger Tor zu setzen: Warum nicht? In Las Vegas gibt es auch einen kleinen Eiffelturm. Da würden wir schon mitgehen. Wenn es das Drehbuch verlangt, sind wir auch bereit, Content zu schaffen, der nicht der Realität entspricht.

Das Studio


Seit Februar 2023 betreibt Plazamedia, der Produktions­dienst­leister von Sport1 Medien, im Münchner Medien­vorort Ismaning ein Virtual Production XR LED Studio. Herz­stück des Brixwork-Studios ist eine 24 Meter breite und 5 Meter hohe LED-Wand in L-Form mit insgesamt 120 Quadratmetern Bildfläche. Die LED-Panels stammen aus europäischer Produktion von der spanischen Firma Alfalite. Die Wand kann beliebige 3D-Welten als Hinter­grund für Film-, TV- und Werbe­produktionen darstellen. Licht- und Wetter­verhältnisse lassen sich individuell anpassen, alle 3D-Objekte im virtuellen Raum lassen sich beliebig platzieren. Dafür setzt Plazamedia das Echtzeit-Rendering-System Unreal Engine von Epic Games ein. Im Zusammen­spiel mit realem Bühnen­bau entsteht durch das Auge der Kamera die Illusion, der Hinter­grund wäre real.
Hintergründe zu weiteren technischen Details: brixwork.studio

Wo sind denn die Grenzen des Studios? Was lässt sich in der Realität besser filmen als im Studio?
Elfi Kerscher: Alles, was die Natur fotorealistisch abbilden soll, ist erstmal eine Herausforderung. Zum Beispiel Schnee oder Eis: Da erkennen wir meist sofort, ob etwas künstlich wie im Game aussieht oder real ist. Da diskutieren wir dann mit der Produktion, was sinnvoll ist, in virtueller Umgebung zu drehen und wo wir empfehlen, doch wirklich vor Ort zu produzieren. Schnee ist an und für sich schon gut reproduzierbar, aber die gesamte Schneelandschaft ist einfach schöner. Aber wenn in dem Gebiet kein Schnee vorhanden ist, vielleicht auch bedingt durch den Klimawandel, dann können wir in der 3D-Welt natürlich einen Berg künstlich mit Schnee versehen.

Kannst du als Expertin immer erkennen, ob etwas in einem Studio vor einer LED-Wand gedreht wurde oder an einem Real-Set?
Elfi Kerscher: Wenn bei einem Dreh die LED-Wand gut kaschiert und als Element in die gesamte Szenerie eingebunden ist, dann ist das eigentlich nicht mehr erkennbar. Als Expertin erkenne ich es vielleicht, wenn ich zum Beispiel sehr genau auf Bewegungen achte. Bewegung ist immer so ein bisschen “tricky”. Aber im Grunde genommen ist die Technik heute so weit, dass die LED-Wand sich sehr schön einbinden lässt, wenn wirklich alle Parameter stimmen. Ganz wichtig ist dabei aber der Bühnenbau, der immer integriert sein sollte – damit sich die LED-Wand in das gesamte Bild einschmiegt und der Effekt durch die Kamera betrachtet wirklich funktioniert.

Die Illusion


Die Kamera sieht Tina Siglreithmayr und Elfi Kerscher in Paris….


… tatsächlich stehen sie mit turi2-Redakteur Björn Czieslik vor der LED-Wand im Studio. Den gezeigten Platz in Paris gibt es in der Realität gar nicht. Er ist komplett im 3D-Baukasten entstanden.

Was ist eigentlich der Unterschied zum Dreh vor einem Greenscreen?
Elfi Kerscher: Der Greenscreen hat nach wie vor seine Berechtigung und wird auch heute noch eingesetzt. Aber bei Greenscreen-Aufnahmen habe ich beim Dreh nicht die Umgebung, die ich später in der Postproduktion einblenden möchte. Das führt dazu, dass mir natürliche Reflexionen auf der Haut, in Brillen­gläsern oder auf spiegelnden Elementen fehlen. Beim Dreh vor einer LED-Wand habe ich die Reflexionen direkt auf den Darstellern oder Objekten, z.B. auf einem Auto. Oder denken wir an The Mandalorian, die erste große Produktion, die in einem LED-Studio gedreht wurde. Da haben wir diese silbernen Helme, die die Umgebung reflektieren. Wenn ich vor Grün drehe, sehe ich nicht sofort das fertige Ergebnis. In der Virtual Production haben die Kameraleute mehr Kontrolle über das gesamte Endergebnis, weil sie das finale Bild in der Kamera sehen. Das heißt aber, dass ganz viele Kreativprozesse, die bisher im Nachgang stattfanden, jetzt vor dem Dreh geschehen müssen.

Wie unterscheiden sich die Anforderungen an die Schauspielerinnen und Darsteller fürs Spiel im Studio, verglichen mit einem Real-Set?
Elfi Kerscher: Natürlich ist die Interaktion vor so einer Wand anders als im Realen, weil dann doch die Scheinwerfer sichtbar sind und das Kamerateam um einen herum hüpft. Wir stellen aber fest, dass viele Darsteller diese LED-Wand gar nicht als Wand wahrnehmen, sondern als Raum und deutlich anders agieren als vor einem Greenscreen. Dadurch fällt es einfach leichter, sich in eine gewisse Story hineinzudenken, weil ich – auch im Zusammenspiel mit dem Bühnenbau – viel mehr am Ort des Geschehens bin.

Wir hatten hier mal eine Produktion mit Kindern für den Internationalen Basketball-Verband. Da haben wir hier auf der Bühne einen Basketballplatz aufgebaut und die Kinder haben wirklich agiert, als wären sie auf einem echten Basketballplatz. Oder wenn in einer Szene zum Beispiel ein Drache durchs Bild fliegt, dann ist der auf der LED-Wand wirklich zu sehen. Anders als vor dem Greenscreen können die Kinder mit dem Drachen interagieren und müssen sich nicht nur vorstellen, dass da ein Drache ist. Und das wirkt sich auch auf das Acting aus. Aber auch für Moderatorinnen und Moderatoren ist es eine Erleichterung, wenn sie direkt sehen, in welchem Set sie sich befinden.

Und manchmal ist es für die Darsteller auch einfach angenehmer, im Studio zu drehen, statt zum Beispiel draußen in der Kälte oder eingepfercht in einem Auto. Für den Kinofilm 791 KM, der größtenteils in einem Taxi spielt, fanden die Auto-Aufnahmen in unserem Studio statt. Statt Hunderte Kilometer in einem echten Auto durchs Land zu fahren, mussten die Schauspieler nur für den Dreh der jeweiligen Szenen im Auto hier im Studio sitzen.

Der Name


Brixwork leitet sich vom englischen Begriff “brick” für “Ziegel” ab. Das Backstein-Gebäude, in dem des Studio untergebracht ist, war früher eine Ziegelei und dient heute als Studio- und Event-Location.

Tina, du bist Green Consultant bei Plazamedia. Ihr vermarktet dieses Studio als Ort, um nachhaltige Produktionen zu machen. Rechne uns doch bitte mal vor, ob sich der Dreh im Studio vor einer LED-Wand im Vergleich zu einem Außendreh fürs Klima wirklich lohnt.
Tina Siglreithmayr: Wir haben das mal exemplarisch für ein Setting in Afrika berechnet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir bis zu 98 % CO2-Ausstoß einsparen können, wenn wir Afrika im Studio in Ismaning drehen. Nun ist Afrika ein extremes und sehr ressourcenintensives Beispiel: Es ist dort heiß, Maskenmobile und Aufenthaltsorte müssen für Darsteller und Crew aufwändig heruntergekühlt werden. In der Wüste habe ich vielleicht auch keinen Strom­anschluss und muss mit einem Generator arbeiten. Aber auch bei nicht so extremen Außendrehs gibt es viele Faktoren, wie sich durch den Dreh im Studio CO2 einsparen lässt. Die Crew und die Schauspieler:innen müssen nicht von A nach B gefahren werden oder gar per Flugzeug anreisen. Ein Setwechsel kann auf Knopfdruck erfolgen, ohne den Ort zu wechseln. Es entfallen die Transporte für das ganze Material und technische Equipment. Wir haben die Infrastruktur hier vor Ort, inklusive Anbindung ans Sendezentrum. Das heißt, auch für Liveübertragungen brauchen wir keinen extra Ü-Wagen.

Aber damit ein Land in Afrika oder ein anderer Drehort hier auf der LED-Wand zu sehen sind, braucht es ja Hochleistungs­rechner, die viel Strom fressen. Macht das die Klimabilanz nicht wieder zunichte?
Tina Siglreithmayr: Wir betreiben unsere gesamte Studio­landschaft mit 100 % Ökostrom. Wir haben ein eigenes Blockheizkraftwerk hier auf dem Gelände, das nicht nur CO2-ärmeren Strom erzeugt im Vergleich zum herkömmlichen deutschen Strommix, sondern auch Wärme und Kälte. Die Kühlung der Rechner erfolgt daher auch ressourcenschonender. Ich vermeide es immer, zu sagen, dass wir damit komplett CO2-neutral arbeiten, aber wir sind auf einem guten Weg dorthin.

Nachhaltige Produktion ist ja erst seit ein paar Jahren ein Trend. Beschäftigen sich Produktionsfirmen damit nur, weil sie sich ein grünes Label aufkleben wollen?
Tina Siglreithmayr: Wir sehen, dass immer mehr ankommt, wie wichtig es ist, ressourcenschonend zu produzieren. Die Erkenntnis, dass man umdenken muss, ist da. Unsere Kunden begrüßen auch, dass wir schon sehr früh aus uns heraus angefangen haben, hier ein nachhaltiges Produktionsumfeld zu etablieren. Wir haben eigene, IHK-zertifizierte Green Consultants, die unsere Kunden beraten. Wenn sie zum Beispiel mit dem Green-Motion-Label im Abspann kommunizieren wollen, dass ihnen Nachhaltigkeit wichtig ist und sie ressourcensparend produzieren – dann haben wir die richtigen Instrumente und die richtige Ausbildung dafür, sie dabei zu unterstützen. Das nehmen unsere Kunden sehr gut an.

Ganz freiwillig ist der Wunsch nach nachhaltiger Produktion aber doch nicht immer, oder?
Tina Siglreithmayr: Für Produktionsfirmen oder TV-Sender gibt es schon einen gewissen Druck, weil manche Mediaagenturen ihre Werbebudgets nur unter der Vorgabe verteilen, dass nachhaltig produziert wird. Auch für Film-Fördergelder gibt es Vorgaben, dass die Produktion zum Beispiel Green-Motion-Standards erfüllen muss. Das betrifft jetzt weniger uns als Produktionsdienstleister, aber wir schaffen dieses Umfeld für unsere Kunden. Die wissen: Wenn sie zu uns kommen, müssen sie sich nicht selbst mit allen Vorgaben beschäftigen, sondern wir beraten sie.

Wie sind denn die Reaktionen von Schauspielern oder Models, die für ihren Außendreh oder ihr Fotoshooting jetzt ins Studio kommen, statt nach Paris oder New York zu fliegen?
Tina Siglreithmayr: Es ist dahingehend noch einiges an Aufklärungsarbeit nötig. Natürlich hat es einen gewissen Reiz und auch Charme, wenn ich als Schauspieler:in oder Filmcrew nach Südafrika oder auf die Malediven fliegen kann, um da tolle Strandaufnahmen zu machen. Nur in dieser Welt leben wir halt nicht mehr. Wir alle müssen umdenken und es ist wichtig, dass jeder auch für sich darüber nachdenkt. Heute gibt es Dinge, die wichtiger sind, als das persönliche Interesse, für eine Produktion irgendwo hinreisen zu können. Mit unserem Brixwork-Studio haben wir Mittel und Wege, solche Aufnahmen zu machen, ohne Flugmeilen auf sich zu nehmen und viel CO2 zu verursachen.

Jetzt haben wir über die Einspar­möglichkeiten bezüglich CO2 gesprochen. Aber wie sieht es denn mit den Produktionskosten aus? Ist das für Produktionsfirmen auch ein Faktor, im Studio vor der LED-Wand statt vor Ort zu produzieren?
Elfi Kerscher: Wir sprechen hier vor allem über den Faktor Effizienz. Dadurch, dass ich auf Knopfdruck die Szenen wechseln kann, schaffen wir bei Werbeproduktionen ohne Probleme drei, vier Sets an einem Drehtag. Ohne Cast und Crew irgendwo hinzutransportieren, können wir eine Szene auf einer Dachterrasse machen, danach eine am Strand, abends am Lagerfeuer und in der nächsten Szene sind wir auf dem Mond. Das ist natürlich effizienter und dadurch auch kosteneffizienter.

Sind denn Produktionsfirmen und Filmemacherinnen gewillt, sich auf diese neue Art der Produktion einzustellen?
Elfi Kerscher: Wir sehen ganz klar das Interesse von jungen Leuten und der jungen Produktionsgeneration. Gerade Regie und Drehbuch steigen mehr und mehr in das Thema ein und schreiben auch gezielt Szenen für Studioproduktionen. Natürlich gibt es auch Leute, die mit dieser Technologie noch Berührungsängste haben. Aber für genau diese Leute öffnen wir das Studio und bieten an, sie einfach mal herumzuführen und das Thema zu erklären. Unser Anliegen ist, möglichst viele Gewerke der Produktionen mitzunehmen und frühzeitig zu informieren, welche Möglichkeiten es gibt.

Bisherige Produktionen


Schon vor dem eigentlichen Start des Brixwork-Studios hat MagentaTV mit einem Vorläufer der jetzigen LED-Wand seine Show zur Fußball-WM 2022 in Katar produziert (Video oben). Der Sport­streamer Dazn hat zum Finale der Champions League aus dem Brixwork-Studio gesendet.

Große Teile der Dreh­arbeiten des Kinofilms 791 KM, der die meiste Zeit in einem Taxi spielt, fanden CO2-sparend in einem Auto vor der LED-Wand statt. Moderator Mirko Drotschmann hat im Brixwork-Studio einen Jahresrückblick produziert und erzählt in einem Making-of-Video (unten) von seinen Erfahrungen.

Glaubt ihr, dass virtuelle Produktionen im Studio die Drehs vor Ort irgendwann komplett ersetzen werden?
Elfi Kerscher: Das ist eine schwierige Frage und da fällt der Blick in die Kristallkugel auch mir persönlich ein bisschen schwer. Für manche Sets, für manche Szenen ist “On Location” einfach ungeschlagen. Gerade, wenn es darum geht, eine bestimmte Fauna oder Flora abzubilden. Wie gesagt, Natur virtuell darzustellen, ist so ein Ding. Die Corona-Pandemie war ein enormer Treiber für Virtual Production, weil niemand mehr reisen konnte. Aber wir sehen, dass das gemeinsame Erleben am Set gerade wieder ein Stück weit zurückkommt. Virtual Production wird ihren Platz in der Filmproduktion mehr und mehr finden und “On Location” ein Stück weit ersetzen, aber meines Erachtens nie komplett. Drehs vor Ort werden immer ihre Berechtigung haben.

Tina Siglreithmayr: Ich glaube, dass Virtual Production wegen des Klimawandels immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Manche Orte kann ich in Zukunft in der Realität vielleicht nicht mehr abbilden, weil es sie nicht mehr gibt, Regenwälder zum Beispiel. Oder die Situation dort so extrem ist, dass ich die Geschichte dort nicht mehr so erzählen kann, wie ich möchte. Auch hier bei uns sind die Jahreszeiten nicht mehr ganz so konstant, wie sie mal waren. Wenn ich früher für einen Dreh in die Berge gefahren bin, wusste ich, dass ich da im Dezember oder Januar fast sicher Schnee habe. Heute kann ich Glück haben, aber es kann auch sein, dass keiner liegt. Das bedeutet mehr Planungsunsicherheit für die ganze Produktion. Im Studio kann ich mich darauf verlassen, meinen Content genau so wie gewünscht zu produzieren. Klar, ich könnte auch noch weiter weg reisen, wo ich zu dem Zeitpunkt dann sicher Schnee habe. Aber das ist das Ding: Ich sehe das Ergebnis des Klimawandels, aber verhalte mich kontraproduktiv dazu, indem ich viel CO2 ausstoße. Deshalb glaube ich, dass sich auch aufgrund des Klimawandels irgendwann ganz viel hier im Studio abspielen wird.
 
Dieses Interview ist Teil der Themenwoche Nachhaltigkeit.
 
(Fotos: Björn Czieslik)

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