turi2 edition #15: DER Touristik wagt den Urlaub von der Krise.
3. August 2021
Traum vom Meer: DER Touristik hat rund 500 eigene Reisebüros in Deutschland, zum Unternehmen gehören Marken wie ITS, Meiers Weltreisen und Aldiana. Das alles nützt der Marke wenig, als das Corona-Virus die gesamte Reisebranche narkotisiert. DER macht Verluste, will aber als Reisebüro der Zukunft zu neuem Leben erwachen – auch per TikTok.
Der Reisemarkt steuert auf ein Rekordjahr zu, als im März 2020 plötzlich “Wir-bleiben-zuhause”-Aufrufe die Runde machen. Corona ist da. Der Tourismuswirtschaft wird eine Vollnarkose verpasst. Und so lesen sich die Jahresbilanzen wie Lazarettberichte: Allein die deutschen Reiseveranstalter setzen im Vergleich zum Vorjahr rund zwei Drittel weniger um. Auch DER Touristik, die Reisesparte der Rewe Group, leidet arg. Die Erlöse brechen um 74 % auf 1,3 Mrd Euro ein, es entsteht ein Verlust von 390 Mio Euro.
Wie man der Krise etwas Positives abgewinnen kann, erklärt Lars Bolle. “Sie wirkt wie ein Katalysator und beschleunigt die Transformation”, so der Markenmanager von DER Touristik. Die Branche hat sich schon zuvor verändert: Das riesig gewachsene Angebot an Flügen und Hotels hat Preise und Margen schmelzen lassen. Die Marktmacht hat sich verschoben, hin zu digitalen Vermittlern und Plattformen wie Booking.com. Touristinnen sind unabhängiger geworden, können Reisen selbst zusammenstellen und buchen. Zudem schnüren Online-Reisebüros und Fluggesellschaften eigene Pakete für Reisende. All das knabbert am bisherigen Geschäftsmodell von DER Touristik.
Hipster in urlaubsreif: So wirbt DER in den frühen für seine Reisen.
Ältere Aufnahmen des Unternehmens, zum Teil noch in Schwarz-Weiß, zeigen den speziellen Charme von Reisebüros. Die wirken wie Bankfilialen – und teilen deren Schicksal einer bedrohten Spezies. Den früher fast selbstverständlichen Gang ins Reisebüro präferiert laut einer aktuellen Bitkom-Umfrage nur noch jede vierte Urlaubssuchende. Vor allem die junge Generation klickt sich lieber in die Ferien: 69 % der 16- bis 29-Jährigen buchen online.
Lars Bolle kennt den Trend, glaubt aber, dass Reisebüros gerade in der Pandemie punkten können. “Kunden haben den persönlichen Kontakt wieder mehr schätzen gelernt, etwa bei Rückholaktionen oder Fragen zum Urlaub unter Pandemiebedingungen.” Die fast vergessenen Stärken als treue, zuverlässige Begleiterin stellt DER in der Kommunikation heraus. Etwa, indem das eigene Personal sichtbarer Teil der Kampagne wird. Deren individuelle Statements werden ergänzt durch die Empfehlung: “Nicht irgendein Urlaub. DERUrlaub.”
Die frisch entwickelte Leadbrand Dertour “muss unterschiedliche Rollen annehmen und auf verschiedenen Bühnen erfolgreich sein”, sagt Bolle. Es wurde darauf geachtet, die Marke “agil und stufenlos verstellbar” zu machen. Heißt: Je nach Anforderung und Zielsetzung fügen sich Logo, Claim, Typographie, Farbwelt, Veranstalter und Bildsprache flexibel zu einem Ganzen.
Das Reisebüro der Zukunft leistet, was Kunden wünschen, vom Filial- und Hausbesuch bis zur Online-Buchung und App-Nutzung. Es gehe darum, Analoges und Digitales zu verknüpfen, sprich: Das Beste aus zwei Welten zu schaffen. “Wir verbinden technische Kompetenz mit menschlicher Empathie und persönlicher Empfehlung”, betont Bolle. Über allem steht das Gebot: “Wir müssen sichtbar und relevant für Reisende sein.”
Gönnung auf Rhodos: DER präsentiert sich 2021 auf TikTok als nicer, kumpelhafter Touri-Versteher.
Das gilt für alle Kanäle, auch und gerade auf Social Media. Neben Facebook, Instagram und Pinterest ist Dertour als eine der ersten
Touristik-Marken seit Mitte März 2021 auf TikTok aktiv – und fulminant gestartet: Binnen zwei Wochen erzielt #DertourgönntUrlaub mehr als 10 Mio Views und stürmt unter die Top drei in der DACH-Region.