artcount
  • News
  • Köpfe
  • Jobs
  • Thema
  • Termine
  • podcast
  • edition
  • suchen auf turi2
  • FAQ
  • Media
  • Team
  • Newsletter
  • Köpfe
  • Firmen
  • Jobs
  • Termine
  • Wissen
  • Edition
  • Clubraum
  • podcast
  • turi2.tv
  • turi2 folgen
  • Partner
  • RSS-Feed
  • Datenschutz
  • Impressum

turi2 edition #11: Ulla Holthoff über ihr Leben mit dem Fußball.

9. Mai 2020

Fußball und Verantwortung: Ulla Holthoff ist Sportjournalistin, Mutter von Mats Hummels und die Erfinderin des Sport-Talks “Doppelpass”. Für die turi2 edition #11 spricht sie mit Heike Turi über persönliche Krisen und Erfolge, gibt Ratschläge für die Zeit ohne Fußball und unterstreicht die gesellschaftliche Verantwortung des Sports.

Sie haben als Sportjournalistin den legendären “Doppelpass” erfunden. Ihre Söhne sind der Weltmeister Mats und der Sportexperte Jonas Hummels. Wie groß ist Ihr Mutterstolz?
Ich freue mich einfach, dass meine Söhne ihr Leben so gut meistern, offenbar hat unsere Erziehung bei ihnen funktioniert. Das gibt mir ein Glücksgefühl, hat aber wenig mit Stolz zu tun. Und ja, den “Doppelpass” habe ich ins Leben gerufen – auch wenn das kürzlich in der Jubiläums-Sendung zur 1.000. Folge überraschenderweise anders darge- stellt wurde.

Was haben Sie Ihren Söhnen mit auf den Weg gegeben?
Sich für die Vielfalt des Lebens zu interessieren, denn das Leben ist die Summe von vielen Erfahrungen. Es gibt nicht nur den einen, geraden Weg. Auch Niederlagen gehören dazu. Das weiß auch Jonas, der wegen zweimaliger Kreuzbandrisse mit Knorpelschaden seine Karrierepläne als Profi-Fußballer aufgeben musste. Und heute die Vielfalt seines Lebens genießt, mit zwei Studiengängen in Psychologie und Internationalem Management, mit seiner Beteiligung an zwei Startups, seinem Job als Fußball-Experte und seinen vielfältigen kulturellen Interessen. Das Leben eines Profis auf dem hohen Niveau wie Mats es lebt, ähnelt dagegen einem Leben im Käfig. Der ist zwar aus Gold, aber es bleibt ein Käfig.

Gibt es im Hause Holthoff/Hummels ein anderes Thema als Fußball?
Auf jeden Fall. Meine Söhne sind auch politisch sehr interessiert. Homophobie und Rassismus erschrecken uns alle.

Was macht die Faszination Fußball aus?
Im Mikrokosmos Fußball spiegelt sich das ganze gesellschaftliche Leben wider. Mir als Sportjournalistin bietet der Fußball eine große Bandbreite an Themen: von der Sportpolitik über die Sportwissenschaft und Medizin bis hin zu juristischen Aspekten.

War Ihnen Fußball in die Wiege gelegt?
Kein bisschen. In meinem Elternhaus hat sich niemand für Sport interessiert. Ich bin in den sechziger Jahren aufgewachsen, zu der Zeit hatten die Menschen andere Sorgen – zumindest auf dem Land, wo ich herkomme. Ich wollte eigentlich Lehrerin werden.

Wie fanden Sie zum Sport?
Seit ich sechs Jahre alt war, habe ich mir gewünscht, ein Junge zu sein. Ich fand das Leben als Junge viel spannender als das von Mädchen. Jungs durften ihre Energie ausleben und wurden nicht ans Haus gefesselt. Mädchen mussten im Haushalt helfen: putzen, einkaufen, kochen, abwaschen, handarbeiten. Ich half mit geballter Faust in der Tasche. Sport war für mich Ausbruch aus der traditionellen Mädchenwelt. Erst viel später habe ich begriffen, wie erzkonservativ Fußball eigentlich ist.

Und warum Fußball?
Damals gab es noch keine Umkleiden am Sportplatz unserer Gemeinde. Die Mannschaften zogen sich in der Schule um und liefen nahe an unserem Haus vorbei. Das Geräusch der Stollen auf Asphalt und die Stimmen von fünfzig Männern, Spielern und Schiedsrichtern brachten Lärm in die heilige Sonntagsstille. Das hatte für mich etwas von Revolution.
Ich bat meinen Vater, mit mir Sonntagnachmittag auf den Fußballplatz zu gehen.

Welche Emotionen ruft der Fußball in Ihnen hervor?
Früher bedeutete Fußball für mich relaxen. Seit ich vierzehn Jahre alt war, habe ich gearbeitet, um Schule und Studium zu finanzieren. Mein Tag war komplett durchgetaktet. Fußball war für mich Pause, loslassen, nichts tun. Heute sehe ich dem Fußball nicht mehr ganz so ruhig zu. Ich bin Dortmund-Fan. Wenn ich sehe, dass das Spiel in die falsche Richtung geht, halte ich das kaum aus und muss den Fernseher ausschalten. Ich bekomme sonst tatsächlich Herzrasen.

Die große Spielpause, die wir gerade erleben: Wird sie den Fußball verändern?
Auf Dauer? Kaum. Ich erinnere an den tragischen Freitod von Robert Enke vor zehn Jahren. Für eine kurze Zeit waren alle aufgeschreckt. Irgendwann lief das Fußball-Leben wie gewohnt weiter. Und mit Blick auf die Menschheitsgeschichte: Wir werden von einem Ereignis wachgerüttelt, sind für einen gewissen Zeitraum verunsichert und sensibilisiert, es kommt zu Solidaritätsaktionen. Und dann? Wenn es den Menschen wieder gut geht, kehren sie in ihre Verhaltensmuster zurück.

Was fehlt Ihnen in der fußballfreien Zeit?
Nichts. Ich habe in meinem Leben schon so viel Fußball geschaut, dass ich jetzt auch mit einer Pause gut klarkomme. Denn wenn man mal ehrlich ist: Fußball kann auch zur bloßen Gewohnheit werden. Wie oft sieht man einem Spiel zu, ohne zu hinterfragen, was man stattdessen tun könnte? Jetzt habe ich Zeit, die Schränke und den Keller auszumisten, den Garten auf Vordermann zu bringen und die vielen ungelesenen Bücher zu lesen.

– Anzeige –

Bestellen Sie 7 Ausgaben der turi2 edition mit jeweils 200 Seiten für schlappe 100 Euro inklusive Versand!
Sie bekommen die 5 nächsten Ausgaben und dürfen sich von den 10 bisher erschienen Bänden zwei weitere kostenlos dazu wünschen. Das Bestellformular gibt es auf turi2.de/bestellen

Was war die größte Herausforderung in Ihrem Leben?
Die war privater Natur: Ich musste eine tiefe Depression überwinden. Das war das Anstrengendste und Umwälzendste, was ich je erlebt habe. Alles daneben erscheint leicht. Die Phase war extrem wichtig, um den inneren Frieden zu finden, in dem ich heute lebe. Aber auch ganz allgemein im Leben habe ich die Erfahrung gemacht: Für Entwicklung gibt es keine Abkürzung. Man muss jede Herausforderung lieben lernen.

Berufliche Herausforderungen nehmen Sie spielerisch?
Nicht immer. Der Wechsel zum ZDF Anfang der Neunziger war ein großer Schritt. Ich war vorher Printjournalistin und habe mich zu Beginn sehr schwergetan. Es hat ein Jahr gebraucht, bis ich innerlich akzeptiert hatte, dass Fernsehjournalismus ein anderer Beruf ist.

Was mussten Sie beim Fernsehen lernen?
Als schreibende Journalistin war ich gewohnt, unvoreingenommen loszuziehen, zu jagen und zu sammeln und das Material erst dann zu sortieren. Beim Fernsehen musste ich lernen, vom Bild her zu denken und mir vorab zu überlegen: Was kann bei einem Termin passieren? Was soll der Kameramann für mich einfangen? Ich muss im Vorfeld definieren, was mein Beitrag transportieren soll. Das schränkt die Arbeit einerseits ein. Dafür bietet das Fernsehen mit seinen Bildern ein intensiveres Erleben. Dazu kommt, dass ein Artikel in einer Zeitung oder Zeitschrift von Detailbeschreibungen und Hintergrundinformationen lebt. Mit dieser Arbeitsweise kam ich beim Fernsehen nicht weit. Meine ersten Beiträge habe ich so zugetextet, dass mir die Bilder davongelaufen sind.

Was schätzen Sie an Ihrem Beruf?
Das ist keine leichte Frage, denn mein Beruf heute hat nichts mehr mit dem Beruf zu tun, den ich einmal ergriffen habe. Wir hatten früher direkten Zugang zu Trainern, Spielern und Managern. Heute sind sie abgeschottet. Ich weiß
noch, wie ich 1992 bei der Europameisterschaft in Schweden mit der Kamera in den Spielerhotels frei herumgelaufen bin und meine Beiträge gemacht habe. Heute läuft alles nur noch über die Presseabteilung. Als Fernsehjournalistin bin ich der verlängerte Marketingarm von Vereinen und Verbänden. Wir produzieren die Bilder nicht mehr selbst, und im Stadion stehen wir vor der Sponsorenwand. Das hat seine Gründe und vielleicht auch Berechtigung. Aber es ist nicht mehr der Beruf, den ich geliebt habe.

Wie war das damals, als einzige Frau unter Männern? Wie haben Sie sich Respekt verschafft?
Das war nicht schwierig. Ich bin eher der sportliche Typ und habe darauf verzichtet, mich wie eine Püppi zu kleiden. Außerdem wusste ich unglaublich viel über den Sport. Ich kannte den Fußball ja von innen. Mein Mann war selbst Fußballer. Die, mit denen wir an der Sporthochschule studiert hatten, sind Sportler, Trainer oder Manager geworden. Vielleicht blickte ich deshalb auch zu Beginn meiner Karriere nicht so naiv auf den Sport, wie es heute manchmal bei Sportkommentatoren zu beobachten ist.

Welchen Rat geben Sie jungen Kolleg*innen?
Ganz einfach: sich interessieren für das, was man tut – und sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Mit der leidigen Tendenz, auch Interviewer und Kommentatoren im Bild einzublenden, nimmt man sich im TV heutzutage wichtiger als das Ereignis an sich. Das macht das Ereignis schwach und damit die Präsentation des Sports.

Was läuft schief im Fußball?
Wieso fragen wir nicht: Was läuft gut im Fußball? Es nervt mich am Journalismus, immer nur das Negative zu beleuchten. Wir zerfleischen uns geradezu in Deutschland, dabei ist das hier das Land unbegrenzter Möglichkeiten. Auch meine Kollegen beim “Sportstudio” haben in den achtziger Jahren den Fußball so lange negativ geredet, bis die Stadien halb leer waren. Da musste erst ein Reinhold Beckmann mit der Sendung “ran” kommen, um dem Fußball ein interessantes, positives Image zu geben. Parallel dazu hat sich im Fußball vieles sehr positiv entwickelt. Ich erinnere daran, mit welcher Aggressivität früher die Spieler aufeinander losgegangen sind, welch brutale Fouls es gab, wie oft Spiele unterbrochen werden mussten. Mittlerweile geben sich die Spieler auf dem Feld die Hand und gehen so viel sorgsamer miteinander um. Und als integrative Kraft verschiedener Kulturen ist der Sport ohnehin nicht mehr wegzudenken.

Was wünschen Sie sich aktuell für den Fußball?
Der Fußball sollte seine gesellschaftliche Vorbildfunktion ernst nehmen. Er steht immer noch für Regeln, Fairness, Toleranz und Gemeinsamkeit. Diese Werte dürfen auch in dem Milliarden-Marketing-Business Fußball nicht zu Floskeln werden. Sie sind die tragenden Säulen jeder Gemeinschaft. Sicherlich habe ich kein Patentrezept, wie mit Ultras und Hardcore-Fans umzugehen ist. Doch ich finde, der Fußball sollte mehr Geld in soziale Projekte stecken. Es mag blasphemisch klingen: Der Fußball hat für viele Menschen heute die Funktion von Religion und Kirche.

Lesen Sie alle Geschichten der turi2 edition #11 – direkt hier im Browser als E-Paper.

    • Replik: Der Werbebranche laufen die Frauen nicht davon, sagen Laura Schlotthauer und Claudia Diaz Sanchez.

      Sehen es anders: Laura Schlotthauer und Claudia Diaz Sanchez vom Agentur-Verband GWA wundern sich über die Fragestellung im Gastbeitrag von Isabel Gabor in der turi2 edition #20. Die Befürchtung, der Werbebranche liefen die Frauen davon, teilen sie nicht, denn Frauen stellten nach wie vor “...
      weiterlesen
    • turi2 edition #20: Warum laufen der Werbebranche die Frauen davon, Isabel Gabor?

        Werden gegangen: Agenturen konkurrieren nicht mehr nur untereinander, sondern auch mit großen Unternehmen, die Frauen besser behandeln, schreibt Isabel Gabor in der turi2 edition #20. Mit “erschreckenden” Ergebnissen einer Umfrage unter Frauen im Werbe-Business wirft die Gründ...
      weiterlesen
    • turi2 edition #20: Parshad Esmaeili über TikTok und Toiletten.

      Komödie und Tragödie: Auf YouTube und Instagram bespaßt Parshad Esmaeili Hunderttausende und sieht sich damit als Teil einer kleinen revolutionären Bewegung. Bei allem, was sie tut, will sie immer ihr vierjähriges Ich glücklich machen, sagt sie im großen Interview in der turi2 edition #20. Im Pi...
      weiterlesen
    • “Weg mit der Ramsch-Ware?” – Peter-Matthias Gaede zur Zerschlagung von Gruner + Jahr.

      Stutzt die Flügel: Bertelsmann-Boss Thomas Rabe wird mit dem Verscherbeln “eines der wert­vollsten Medien-Schätze der deutschen Nach­kriegs­geschichte” in die Geschichte eingehen, schreibt Peter-Matthias Gaede. In seiner Melancholie zur sich anbahnenden Zerschlagung von G...
      weiterlesen
    • turi2 edition #20: Wieviel Empathie verträgt unsere Arbeitswelt, Magdalena Rogl?

      Geheimzutat? Einfühlungsvermögen ist eine zentrale Qualifikation für Jobs, ist sich Magdalena Rogl sicher. In ihrem Gastbeitrag für die turi2 edition #20 schreibt die Diversity-Beauftragte bei Microsoft, dass es wichtig ist, Menschen für die künftige Arbeitswelt zu begeistern. Sie plädiert für m...
      weiterlesen
    • Mein Podcast-Tipp: Dennis Ballwieser über “Radiolab”.

      Journalistische Wunder­tüte: Dennis Ballwieser, Geschäfts­führer beim Wort & Bild Verlag sowie Chef­redakteur der “Apotheken-Umschau”, lässt sich gern vom Radiolab des US-Radio-Networks NPR überraschen. Dabei stößt er auf Themen, von denen er “keine Ahnung hatte, dass sie m...
      weiterlesen
    • “Es wäre dumm, die 50- bis 59-Jährigen zu vernachlässigen” – Hirschen-CEO Marcel Loko über die Zukunft des Fernsehens und der Werbe-Branche.

      Generationenfrage: RTL möchte die Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen etablieren, ProSiebenSat.1 hält dagegen. Marcel Loko, CEO der Hirschen Group, findet, dass eine Eingrenzung auf 14 bis 49 Jahre nicht mehr zeitgemäß ist. Im Interview mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow erklärt er, warum ihm...
      weiterlesen
    • turi2 edition #20: 7 Antworten von Elke Schneiderbanger.

      Prinzip Hoffnung: Die beste Schule des Lebens war für Elke Schneiderbanger ihr eigenes Elternhaus, erzählt sie im Agenda-Fragebogen der turi2 edition #20. Die Geschäftsführerin von ARD Media ist stolz, dass sie sich “ohne Vitamin B oder finanzielle Unterstützung von zu Hause” eine jo...
      weiterlesen
    • turi2 edition #20: Wie können wir besser auf uns aufpassen, Miriam Junge?

      Alles auf achtsam: Wer zu stark dem People Pleasing verfällt, rutscht in eine “ungesunde Abhängigkeit” von seinen Mitmenschen, weiß Miriam Junge. “Ein Nein zu anderen ist oft ein Ja zu dir”, schreibt sie in ihrem Gastbeitrag für die turi2 edition #20. Die Diplom-Psycholog...
      weiterlesen
    • turi2 edition #20: Welche Zukunft hat der Wirtschaftsjournalismus, Kirsten Ludowig?

      Sturmerprobt: Wer über Wirtschaft berichtet, muss Einzelschicksale genauso im Blick haben wie das große Ganze, schreibt Kirsten Ludowig in der turi2 edition #20. In ihrem Gastbeitrag plädiert die Vize-Chefredakteurin beim “Handelsblatt” für Optimismus und Konstruktivismus im Job: Es ...
      weiterlesen

    Artikel-Navigation

    ← turi2 am Sonntag: Louis Klamroth, Gruner + Jahr, Rainer Esser. turi2 am Morgen: Franca Lehfeldt, ZDF, Kirsten Ludowig. →

Suchen auf turi2

Loading...

Newsletter abonnieren

E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!
E-Paper gratis!

Generic selectors
Exact matches only
Search in title
Search in content
Search in posts
Search in pages
Impressum, Datenschutz, Mediadaten, FAQ, RSS-Feed, Termine
Dieses Blog läuft mit WordPress
  • home
  • faq
  • media
  • team
  • turi2.tv
  • edition
  • termine
  • köpfe
  • tags
  • abo
  • datenschutz