turi2 edition #17: Frank Elstner lässt sich vom Unterhalten nicht abhalten.
19. April 2022
Extravagant sind die anderen: Die Show-Legende Frank Elstner schreibt trotz Glasauge und Lampenfieber TV-Geschichte. Auch mit 80 und einer Parkinson-Diagnose macht er weiter – denn jede Premiere zeigt ihm, ob er sein Ziel erreicht hat, sagt er im Porträt in der turi2 edition #17.
Am Anfang hält Frank Elstner das Zittern für Lampenfieber. Das kennt er gut. Der Mann, der “Wetten, dass..?” erfunden und unzählige weitere Shows im deutschen Fernsehen entwickelt und moderiert hat, schwitzt beim Auftritt vor Aufregung die Hemden durch, auch nach Jahrzehnten vor der Kamera noch. Von der großen Bühne hält ihn das nicht ab.
Das schafft auch die Diagnose Parkinson nicht, mit der er seit 2016 lebt. Seine Leidenschaft sei “das große U: Unterhaltung, wo immer möglich”. Die größten Erfolge habe er immer dann, wenn er Menschen in ihrer guten Laune beflügeln könne.
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Schon die Kinderstimme von Frank Elstner ist im Radio zu hören. In den 50ern spricht Timm Franz Maria Elstner Hörspiele beim Südwest-Funk und trällert Werbelieder für Kaba. Der Junge, der wegen seines verkümmerten rechten Auges in der Schule gehänselt wird, tankt Selbstbewusstsein im Applaus, sagt gern Gedichte auf, inszeniert Musicals. Dass er als einziger seines Jahrgangs am Elite-Gymnasium das Abitur nicht schafft, beflügelt seinen Ehrgeiz. Ab da wird er sich immer ein bisschen besser vorbereiten, immer ein bisschen mehr anstrengen als nötig.
In den 60ern wird aus Timm erst “DJ Frank”, Moderator bei Radio Luxemburg, dann Frank Elstner, der TV-Star, inzwischen mit Glasauge. Dass er es eigentlich nicht mag, wenn Leute ihm ins Gesicht sehen, wird sein Erfolgsgeheimnis: Er stellt die Gäste und das Publikum in den Mittelpunkt statt sich selbst, setzt auf konsequente, unaufdringliche Freundlichkeit statt großer Extravaganz. Die Stars sind die anderen. So wird er selbst zur Legende.
2019 macht Elstner seine Parkinson-Erkrankung öffentlich. Im selben Jahr startet er die Talk-Reihe “Wetten, das war’s..?”, die erst auf YouTube, später auf Netflix Erfolg hat. Mit dem Ende der letzten Staffel 2020 verabschiedet sich Elstner vom Bildschirm – nur um ein Jahr später einen “Spiegel”-Reporter seine Schublade voller Format-Ideen inspizieren zu lassen. Das Beste an seinem Job, sagt er mit beinahe 80, ist jede Premiere, “die neugierig macht, ob man sein Ziel auch erreicht hat”.
3 Karriere-Tipps von Frank Elstner:
1. An einen Anfänger: Suche das Beschäftigungsfeld, das dir Spaß macht. Dann wirst du auch mit der schwersten Arbeit gut fertig, weil du dich dabei ja vergnügst.
2. An einen Profi: Beschäftige dich nicht zu lange mit dir selbst. Denke an den Philosophen Hans-Georg Gadamer, der sagt: Der Andere könnte Recht haben.
3. An sein jüngeres Ich: Ich hätte fleißiger sein können.
Frank Elstner
Geb. 1942 in Linz
1963: Durchfallen durchs Abitur
1964: Moderator der “Vier fröhlichen Wellen” von Radio Luxemburg
1974: Durchbruch im TV als Moderator von “Die Montagsmaler”
1981: Moderation der ersten Folge von “Wetten, dass..?”
1987: Übergabe an Thomas Gottschalk
2002: Moderation von “Verstehen Sie Spaß?”
2016: Parkinson-Diagnose
2019: Eigene Web-Talkshow Wetten, das war’s..?