Lese-Tipp: Storymachine-Co-Gründer Philipp Jessen lässt sich auf Linked-in über TikTok aus. Die Kurzvideo-Plattform sei eine "kommunikative Atombombe", weil China sie u.a. dazu nutze, "Daten über eine ganze globale Generation" zu sammeln. Telefonwanzen gebe es nur noch in James-Bond-Filmen, "heute installiert man sich die Wanze selbst als App gut sichtbar auf seinen Bildschirm". Jessen plädiert dafür, dass auch die Demokraten sich "diese Waffen schnappen" und lernen müssten, sie zu bedienen.
linkedin.com
Lese-Tipp: Der Erfolg von Die Höhle der Löwen war nicht von Anfang an gesetzt, schreibt "DWDL"-Redakteur Alexander Krei zum zehnjährigen Jubiläum der Vox-Investorenshow. Karriere-Formate wie etwa "Big Boss" mit Reiner Calmund hätten hierzulande lange nicht funktioniert. Marcel Amruschkewitz (Foto), Non-Fiktion-Chef von Vox, erinnert sich daher auch an kritische Stimmen zum Start. Inzwischen sind die Quoten deutlich gesunken, was Amruschkewitz mit einer generellen "Nutzungsverschiebung ins Non-Lineare" erklärt. Linear und nicht-linear laufe die Sendung weiter gut – nur "wenige Primetime-Hits" seien "so gut gealtert".
dwdl.de
Lese-Tipp: Satiriker Jan Böhmermann plädiert in der "Zeit" für einen neuen gesellschaftlichen Graben. Statt Menschen anhand ihrer Herkunft oder Hautfarbe auszugrenzen, sollten "Menschen von heute" und "Menschen von morgen" "Menschen von gestern" ausgrenzen. Böhmermann erkennt sein Feindbild u.a. an dessen Haltung zu Russland, Wärmepumpen und inklusiver Sprache. Er prophezeit: "Menschen von gestern sind ein Auslaufmodell und Medien von gestern werden mit ihnen untergehen".
zeit.de (€)
(Foto: Delix Hörhager / dpa / Picture Alliance)
Lese-Tipp: Künstliche Intelligenz ist eine Sprunginnovation, deren Nutzen und Umgang sich viele Medienhäuser erst noch erarbeiten müssen. Jeanne Wellnitz hat fürs "Medium Magazin" bei acht Unis und Journalistenschulen nachgefragt, welche Rolle KI in der Ausbildung inzwischen spielt. Einig waren sich alle in einem Punkt: Ignorieren kann man die Entwicklung nicht. Und die Nachfrage unter den Studierenden ist immens.
mediummagazin.de
Lese-Tipp: Gründerinnen und Gründer sollten ihren Ruf nicht dem Zufall überlassen, weil die Reputation einer CEO-Persönlichkeit auf das gesamte Unternehmen ausstrahlen kann, schreibt Maximilian Van Poele, Experte für CEO-Kommunikation bei der PR-Agentur Hypr, bei "Gründerszene". Am Beispiel des neuen Starbucks-Chefs Brian Niccol analysiert er, wie CEOs ihr Image pflegen können: Dazu gehörten offene und ehrliche Kommunikation sowie die Abstimmung mit der Gesamtstrategie des Unternehmens. Auch Zuhören sei eine mächtige Führungsstrategie.
businessinsider.de
Lese-Tipp: Mit Putz- und Haushaltstipps bei TikTok und Instagram ziehen sogenannte "Cleanfluencer" Tausende in ihren Bann. Lea de Bruijn etwa, bekannt als @my.cleantok, hat ihre Leidenschaft fürs Putzen zum Beruf gemacht, kassiert für Kooperationen vierstellige Summen und will bald eigene Reinigungsprodukte verkaufen. Kritisch sehen manche, dass in den Putz-Videos vor allem Frauen zu sehen sind und der Konsum beim Blick aufs eigene Heim zu Frust führen könnte.
t3n.de
(Foto: IMAGO / blickwinkel)
Lese-Tipp: Agentur-Gründer Jannis Johannmeier war früher "Bild"-Reporter und machte Selbstversuche mit Curry-Wurst. Nun wirbelt er als "Trailblazers"-Chef die PR-Welt auf. Sven Prange porträtiert den Gründer, der aktuell vor allem mit einem Döner-Food-Truck für Aldi von sich reden macht.
handelsblatt.com (€)
Lese-Tipp: Luxuskonzern LVMH ist "unangefochtener Olympiasieger" der "inoffiziellen olympischen Disziplin der künstlerisch verpackten, omnipräsenten Schleichwerbung", schreibt Michael Kläsgen. Nebst etlicher Dior tragender Stars bei der Eröffnung und auffälligen Louis-Vuitton-Koffern seien selbst die Medaillen-Tabletts zwar ohne Logo, aber in dem bekannten Schachbrettmuster designt.
sueddeutsche.de
Lese-Tipp: "RND"-Redakteur Imre Grimm singt ein Loblied auf die TV-Kommentatoren der Olympia-Livestreams. "In den tiefen Verästelungen der Mediatheken" steige die "echte Olympiaparty" abseits der Hauptprogramme von ARD und ZDF, weil dort "endlich Zeit für Expertise" sei – im Gegensatz zum Fußball, wo "gereifte Ex-Granden tote Wortstanzen in die Kamera sprechen" würden: "Bei Olympia zeigt sich, was für ein harter Motivator Leidenschaft ist."
rnd.de
Lese-Tipp: Während der Olympischen Spiele feiert das lineare TV einen Triumph, "weil das Zufällige, Überraschende, wahllos Zusammengesetzte des Programms die einzige Vermittlungsform ist, die das Interesse für randständige Sportarten überhaupt herstellen kann", schreibt Andreas Bernard im "Spiegel". Im Sog der täglichen Berichterstattung reihten sich "unerwartete Erkenntnisse und Wissensdetails aneinander", die kein Algorithmus hätte voraussagen können.
spiegel.de (€)
Lese-Tipp: Wenn Online-Medien schließen oder Webseiten überarbeitet werden, verschwinden oft auch deren Inhalte aus dem Netz. Die Wayback Machine kann helfen, deckt aber nicht alles ab. "NiemannLab" beschreibt, wie drei Journalisten ihre Arbeit im Netz auf eigene Faust sichern. Die Wege reichen von PDFs und manuellem Download bis zu selbstgeschrieben Scraper-Skripten. Doch eine Patentlösung ist nicht in Sicht.
niemanlab.org
Lese-Tipp: Eine Art Spotify für den Journalismus scheitert derzeit an den Verlagen, glaubt Medienökonom Christian-Mathias Wellbrock. "Argumente wie die zu klärende Umsatzverteilung" seien nachvollziehbar, andere "aber vorgeschoben", sagt er zu "Übermedien". Es bestehe u.a. die Angst, dass die Inhalte aus dem Markenumfeld herausgerissen werden: Mit Blick auf Social Media würden sie das aber jetzt schon. Wellbrock plädiert für ein anbieterübergreifendes Bündel, das dezentral organisiert ist: "Da würde man sich einmalig einloggen und dann durch die Paywalls der teilnehmenden Anbieter durchgeleitet werden."
uebermedien.de (€)
Lese-Tipp: Warum der “Spiegel” mit KI experimentiert, aber nicht zu den Early Adopters gehören will.
Lese-Tipp: "Der 'Spiegel' muss nicht unbedingt das erste Medium sein, das eine neue Technik am Publikum mit unvorhersehbaren Konsequenzen ausprobiert", sagt Ole Reißmann, KI-Beauftragter des Nachrichten-Magazins. Im Interview mit turi2-Chefredakteur Markus Trantow erklärt er, dass das Blatt KI neuerdings in der Dokumentation testet. Die Technik helfe dem "Spiegel", einfache Fakten zu checken. Und er gibt tiefe Einblicke in die KI-Werkstatt des Magazins, in der kürzlich u.a. ein KI-generierter Podcast für Eilmeldungen entstanden ist, den die Ohren der Öffentlichkeit erstmal nicht hören können.
meedia.de (€, Interview online lesen), "kress pro" 6/2024, S. 32-35 (€)
Lese-Tipp: Bei der Wahl von Markenfarben machen Unternehmen oft den Fehler, von sich selbst auszugehen, statt von den Bedürfnissen ihrer Kunden, sagt Gesa Lischka von der Neuromarketing-Agentur Kochstrasse. Startups etwa würden oft ein helleres Grün verwenden, das unterbewusst Frische und Dynamik vermittele, ein dunkleres Grün stehe eher für Seriosität und Sicherheit. Auch kleine Farb-Nuancen könnten einen großen Unterschied machen. Beim Rebranding von Marken empfiehlt Lischka, in der bestehenden Farbwelt zu bleiben, weil sonst alle Assoziationen, "die wir über viele Jahre mühsam angelegt haben", mit einem Schlag verloren gingen.
absatzwirtschaft.de
Lese-Tipp: KI kann bessere Prognosen erstellen als der Mensch, ist Michael Becker, Leiter der Print Academy, überzeugt. Im Dossier "Erfolgreicher Vertrieb mit KI" erklärt er am Beispiel der Druck-Industrie, wie KI die Chancen im Verkauf deutlich erhöhen kann. Wenn die Software "Recherchen und Potenzialanalysen" übernehme, habe der Verkäufer mehr Zeit für den Kunden.
shop.oberauer.com (€)
Video- und Lese-Tipp: 1976 wurde Nils Mertins als Nadine geboren, 48 Jahre später lässt er sein angeborenes Geschlecht an sein empfundenes anpassen. Der "Tagesspiegel" begleitet den trans Mann mit einer crossmedialen Reportage-Reihe und einer emotionalen Video-Serie auf seinem Weg.
youtube.com (Folge 1, 16-Min-Video), interaktiv.tagesspiegel.de (€)
Lese-Tipp: Die kleine Burgerkette Glückspilz ist ein TikTok-Hit durch Storytelling à la Die Discounter geworden, schreibt OMR-Redakteurin Tanja Karrasch. Ähnlich wie in der Comedy-Mockumentary zeigen die Video-Schnipsel Angestellte bei ihrer vermeintlichen Arbeit – wie etwa die dauernd schlecht gelaunte Burgerbraterin Leonie. "Ich will mehrere Geschichten erzählen und will, dass jede Person für etwas anderes geliebt wird", sagt Chef Umer Butt, der die Skripte schreibt und sich die Figuren ausdenkt.
omr.com
Hör- und Lese-Tipp: Am Samstag jährt sich das gescheiterte Hitler-Attentat vom 20. Juli zum 80. Mal. Im "Mutmachpodcast" spricht Funke-Kommunikationschef Tobias Korenke, über Lehren aus dem Attentat, in der "Berliner Morgenpost" schreibt er darüber. Der Nachkomme des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer sagt mit Blick auf das Attentat gegen Donald Trump: "Es gibt in der Demokratie keine Rechtfertigung, ein Attentat durchzuführen und die USA sind eine Demokratie."
open.spotify.com (53-Min-Podcast), morgenpost.de
Lese-Tipp: Die "taz" und die "Legal Tribune Online" zitieren aus der Begründung des BMI für ein Verbot des rechtsextremen "Compact"-Verlags. Während die "taz" überzeugt ist, dass es "kein Recht auf Umsturz" gibt und zahlreiche Beispiele für Rassismus und Antisemitismus zitiert, ist "LTO" etwas vorsichtiger. Das Medium stellt heraus, dass es keine eigenständige Prüfung zur Pressefreiheit und nur knappe Ausführungen zur Menschenrechtskonvention der EU gäbe.
taz.de, lto.de
Lese-Tipp: Den US-Zeitungen brechen Leser und Werbung weg, doch einige Medien stemmen sich erfolgreich gegen die Krise, zeigt Julian Heißler in der "Wirtschaftswoche". So wage sich der Hauptstadt-Dienst Axios inzwischen in die "Todeszone" Lokaljournalismus und berichte aus 30 US-Metropolen. Der Dienst The Flip Side kuratiert News über alle politischen Lager hinweg – und erreicht damit immerhin 5.000 zahlende Kunden.
wiwo.de (€)
Lese-Tipp: Fußballer Toni Kroos erreicht per Instagram-Post "mehr Menschen als die ARD mit der Liveübertragung", schreibt Tim Spark und blickt auf das "Milliardenbusiness" der Stars im Netz. Ex-Journalist Kai Psotta von der Spielerberatungsagentur Sports360 sagt, man entwickle gemeinsam eine "ganzheitliche Kommunikationsstrategie", am Ende müsse der Spieler aber Ideengeber sein. Bei Nationaltrainer Julian Nagelsmann sei vor dem Turnier wichtig gewesen, seine Medienarbeit richtig zu dosieren.
manager-magazin.de
Lese-Tipp: Was bringt Online-Nutzer dazu, einen Newsletter zu abonnieren? Lennart Schneider hat dafür Hunderte Landing Pages führender Newsletter analysiert. Sein Fazit: Die Seiten müssen auf Anhieb klar machen, an wen der Newsletter sich richtet und was ihn einzigartig macht. Nutzerzahlen oder Lesermeinungen bauen Vertrauen auf, Angaben zu Erscheinungsfrequenz und Lesedauer helfen, den Newsletter in den Alltag einzuplanen.
subscribe-now.beehiiv.com (frei nach kostenloser Newsletter-Anmeldung)
Lese-Tipp: Das "Kom"-Magazin thematisiert "Seitenwechsler", die aus dem Journalismus in die PR und wieder zurück in den Journalismus gehen. Hans-Peter Siebenhaar (Foto) etwa kam vom "Handelsblatt" zum Energie-Konzern OMV und wechselte nach einem CEO-Wechsel zur "Süddeutschen" und weiter zur "Focus Money". Wichtig sei dabei, dass jedem seine Rolle klar ist, sagt er. Karriere-Coach Attila Albert sieht als Gründe für die Rückkehr in den Journalismus u.a. komplizierte Abstimmungen in der PR und die fehlende Möglichkeit, seine persönlichen Ansichten einzubringen.
kom.de
Lese-Tipp: Ex-Bild.de-Vize René Bosch kritisiert die deutsche Berichterstattung zur Frankreich-Wahl. Es sei "erstaunlich, wie oberflächlich wir über unseren wichtigsten Partner in der EU berichten". Der Tenor der hiesigen Berichte laute "Frankreich fällt überraschend nicht an Le Pen", dabei sei dies mit Blick auf das französische Wahlrecht ohnehin nicht wahrscheinlich gewesen.
linkedin.com
Kultur-Kritik: Kultur-Redakteure der ARD äußern in der "taz" ihren Unmut über den aus ihrer Sicht veränderten Kulturbegriff im Senderverbund. Ein SWR-Mitarbeiter etwa kritisiert, dass sie "andere Themen" anbieten müssten: "Weniger Opernrezensionen, mehr Street-Art." Eine MDR-Redakteurin sagt, "Hochkultur" sei ein Schimpfwort geworden; das Marketing stehe "im Vordergrund, und man vergleicht sich mit privaten Anbietern". Auch das Pen-Zentrum kritisiert eine Fixierung auf die Quote und spricht sich "gegen diese Radikalkur" aus. Die ARD verteidigt Einsparungen an der Kultur u.a. damit, mehr Inhalte für Jüngere im Digitalen schaffen zu wollen.
taz.de
Lese-Tipp: Maskottchen wie EM-Bär "Albärt" (Foto) sind "keine Hilfskraft, sondern Markenrepräsentant mit großer Verantwortung", sagt Felix Schumacher im "Spiegel"-Interview. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist er selbst Maskottchen des Basketball-Vereins Phoenix Hagen, baut mit seiner Firma Kostüme und bildet andere Maskottchen aus. Wichtigste Regel: "Du hältst den Mund, sobald du die Maske über den Kopf ziehst." Einsätze bei Sport-Events seien auch für die Menschen unter den Kostümen Hochleistungssport.
spiegel.de (€)
Lese-Tipp: "Granfluencer", eine Wortschöpfung aus "Grandparents" und "Influencer", treten den Beweis an, dass Social Media nicht nur etwas für junge Menschen ist. Bei Instagram oder TikTok ziehen die Social-Media-Senioren Hunderttausende oder gar Millionen Follower an. dpa-Autorin Weronika Peneshko porträtiert u.a. Günther Krabbenhöft (Foto), 79, der in seinen Videos in eleganten Outfit mit Panama-Hut zu Technomusik tanzt.
de.nachrichten.yahoo.com
Lese-Tipp: Moderator und Unternehmer Roger Schawinski kritisiert den Beschluss der Schweizer SRG, UKW schon zum Jahresende abzuschalten. Anders als von einer Studie behauptet, würden nicht nur 10 % der Eidgenossen, sondern 20 % noch UKW nutzen, vor allem viele Autos hätten keinen DAB+-Empfang. Er befürchtet "ein riesiges schwarzes UKW-Loch" im Herzen Europas.
nzz.ch (€)
Lese-Tipp: Dass Joe Biden erneut US-Präsident werden will, kann auch daran liegen, das Medien "sich nicht getraut haben, früh und laut genug" seine Fitness zu hinterfragen, schreibt Stefan Niggemeier. Kampagnen zu widersprechen, die Biden mit falschen Info zum senilen Greis stilisieren, sei richtig, aber es sei "wichtig, es beim Kampf gegen die Übertreibungen nicht zu übertreiben".
uebermedien.de
Lese-Tipp: Der emotionalisierte Blick auf die 9-Mrd-Rekordsumme der Rundfunkbeitrags "verschleiert die Sicht" auf das Wesentliche, kommentiert Steven Sowa bei T-Online. Dass es mehr zahlende Haushalte gibt, sei eine gute Nachricht, da der Beitrag so eher stabil bleibe. Stattdessen sei das Einnahmen-Hoch vielerorts "gefundenes Fressen für die üblichen Verdächtigen unter den Kritikern des Systems" geworden.
t-online.de, turi2.de (Background)
Lese-Tipp: Media-Experte Markus Caspari sieht digitalen Werbebetrug als wachsendes Problem für Werbewirtschaft und Medien. In einem "FAZ"-Gastbeitrag beziffert er den Schaden auf 84 Mrd Dollar im Jahr 2023. Das Geld versickere durch Klick-Farmen oder Bots bei Kriminellen oder Fake-News-Verbreitern. So werde aus dem wirtschaftlichen Schaden auch eine Gefahr für die Demokratie. Die im Media-Geschäft verbreiteten Blocklists würden lediglich PR-Desaster verhindern, wenn Betrug auffliege. Den Einsatz von Targetlists, die handverlesene Websites für die Werbung definieren, findet er im Kampf gegen Betrug zielführender.
faz.net (€)
Lese-Tipp: "Correctiv"-Vizechefin Anette Dowideit fordert Medienschaffende in ihrer Rede auf dem European Publishing Congress dazu auf, den Menschen wieder "wirklich" zuzuhören. Sie selbst geht mit gutem Beispiel voran und frage ihre Leser regelmäßig, welche Sorgen sie haben und welche Polit-Themen sie bewegen: "An manchen Tagen erhalte ich über hundert E-Mails von diesen Abonnenten." Außerdem spricht sie sich für mehr Lokaljournalismus aus, weil vor Ort "das Vertrauen in die Demokratie hergestellt oder zerstört" werde.
newsroom.de
Lese-Tipp: KI-Moderatoren stehen beim Lokalsender Studio 47 aus Duisburg bereits vor der Kamera und präsentieren die Nachrichten, berichtet Nina Müller in der "FAZ". Für Chefredakteur Sascha Devigne ist der "verantwortungsvolle, transparente und sorgfältige Einsatz der KI die Ultima Ratio". Er sieht die Gefahr, dass die lokalen Medien verschwinden, wenn sie die Technik nicht nutzen.
faz.net (€)
Lese-Tipp: Am Mittwoch ist endgültig Schluss mit "Uh-oh!" – ICQ wird eingestellt. Der Instant-Messenger habe "die Art und Weise, wie sich Menschen online unterhalten" geprägt, schreibt "Süddeutsche"-Autorin Alexandra Ketterer. Gemeint sind vor allem Emojis, Nicknamen und Abkürzungen wie "cu" und "lol", die durch ICQ populär geworden seien. Mit dem Start von Facebook, das die "Freundesliste zum Prestigesymbol" machte, ging es für ICQ bergab.
sueddeutsche.de (€)
Lese-Tipp: Das "Manager Magazin" porträtiert Katrin Vernau als "Antipodin" zu den übrigen drei männlichen Bewerbern um das Amt des WDR-Intendanten. Vernau scheue keinen Ärger, das habe sie als Interims-Intendantin des RBB bewiesen. "Der Zeitdruck beim RBB war größer, aber beim WDR werden die gleichen Fähigkeiten benötigt", zitiert das Blatt Vernau. Am Donnerstag soll die Entscheidung über die Nachfolge von Tom Buhrow fallen.
manager-magazin.de (€)
Lese-Tipp: Die Freilassung von Julian Assange und die Einstellung des Verfahrens gegen den Wikileaks-Gründer hat einen hohen Preis für die Pressefreiheit, glaubt Trevor Timm. Zwar könne sich die US-Justiz nicht auf einen Präzedenzfall berufen, Staatsanwälte könnten sich durch den Deal missliebigen Medien gegenüber aber ermutigt fühlen. Ein Lob für die Einstellung des Verfahrens, habe die Biden-Regierung nicht verdient, sie hätte das Verfahren schon vor drei Jahren einstellen können – ohne Schuldeingeständnis.
theguardian.com
Recherche-Rückblick: Der Neustart der Funk-Reportage-Reihe "STRG_F" ist nur teilweise gelungen, resümiert Joscha Frahm in der "taz". Während das vor einem halben Jahr in die Kritik geratene Investigativ-Format in Reporten über den Streit zwischen Bushido und Arafat und in dem Beitrag über Frontex auf Zuspitzungen und Skandalisierungen verzichte, stehe in einem Stück über Pädokriminalität der Skandal im Mittelpunkt. Sexualisierte Gewalt werde reproduziert, Experten kämen zu kurz.
taz.de
Lese-Tipp: Dem Vergleichsportal Check24 ist zur Fußball-EM ein Werbe-Coup gelungen, ohne überhaupt offizieller Sponsor zu sein. Für eine Registrierung in der App hat das Unternehmen mehr als 5 Mio kostenlose Fan-Trikots von Puma mit großem Check24-Logo in schwarz-rot-gold auf der Brust verschickt – und ist damit auf Fanmeilen omnipräsent. Inzwischen sind die Trikots vergriffen. Zugleich hat Check24 mit der Aktion zum Schnäppchenpreis Daten von mehr als 5 Mio neuen Kunden akquiriert.
wiwo.de
Lese-Tipp: "Storytelling ist der Kern unserer Marketingmaßnahmen, der Anker für ganz viele Marketingstorys", sagt Theresa Silbereisen, bei Lego verantwortlich für das Marketing in der DACH-Region, im "W&V"-Interview. Der Klötzchen-Konzern setze im Marketing daher auf einen "Earned-First-Ansatz", also organisch durch Berichterstattung und Empfehlungen aufgebaute Reichweite statt auf bezahlte Werbung. Bis zu Legos 100. Geburtstag 2032 soll das Portfolio "vollständig auf recycelten oder nachhaltigen Rohstoffen" basieren.
wuv.de (€)
Lese-Tipp: "journalist"-Autorin Kathi Preppner hört sich um, wie Redaktionen mit KI umgehen. Bei der "FAZ" sei etwa "nach der großen Anfangseuphorie der Alltag mit KI eingekehrt", sagt "FAZ.net"-Redaktionsleiter Cai Tore Philippsen. Die Redaktion könne KI als Hilfe benutzen, generierte Texte oder Bilder schließt er mit Blick auf das Leservertrauen und die Qualität aber aus: "Es muss halt immer FAZ-ig sein, immer ein bisschen klüger. Wir wollen uns ja abheben von der breiten Masse der Internetbeiträge."
journalist.de
Lese-Tipp: Eltern werfen ihren Kindern oft vor, zu viel Zeit am Smartphone zu verbringen, dabei sind auch viele Erwachsene handysüchtig. In der "FAZ" schildert eine Mutter, wie der nicht enden wollende Strom an Fotos und Videos auf Instagram ihr den Abend raubt, weshalb es statt des auf Instagram gefundenen Rezepts für Brokkoli mit Mozzarella doch nur Brot mit Käse gibt. Ein Vater berichtet, wie erst seine Frau und dann auch er selbst "immer tiefer in der Duolingo-Welt" versunken sind.
faz.net (€)
Lese-Tipp: Autor Klaus Raab beklagt mit Blick auf ARD und ZDF "arg berlinlastiges Wahlritualfernsehen" am Sonntagabend. Statt der "Verkündung und Deutung vornehmlich deutscher Ergebnisse" wünscht er sich, dass die Sender die Wahl "europäischer" denken. Hätte es "pro 'Vertrauensfrage' oder 'Neuwahlen' einen Schnaps gegeben, der Abend hätte "wohl im Koma geendet".
spiegel.de (€)
Lese-Tipp: Sport hat "weder im negativen noch im positiven Sinn die Aufgabe, Politik zu machen", sagt ZDF-Sportchef Yorck Polus im "Journalist"-Interview. Für ihn dürfen sich auch Medienschaffende Deutschland als Europameister wünschen. In der Redaktion versuche man, "an gewöhnliche Menschen heranzurücken und ihre Sicht einzunehmen".
journalist.de
Lese-Tipp: Medien sollten Forderungen von Politikern nicht ohne Einordnung und Kontext aufgreifen, schreibt Arne Semsrott, Projektleiter von FragDenStaat, in seinem Buch Machtübernahme, aus dem "Übermedien" ein Kapitel veröffentlicht. Am Beispiel von CDU-Politiker Jens Spahn verdeutlicht Semsrott, dass dessen Forderungen zur Migrationspolitik eigentlich keinen Nachrichtenwert haben, da Spahn auf diesem Themenfeld weder Entscheidungsmacht noch Expertise habe.
uebermedien.de
Lese-Tipp: Tactile-News-Gründer Jakob Vicari schwärmt im "journalist"-Interview von KI im Journalismus. Prompten sei die "neue Superkraft" für Journalisten. KI sieht er als "kreativen Sparringspartner": Für die Entwicklung von Formaten für Jüngere setzt Vicari etwa ein Modell ein, "das sich verhält wie meine 15-jährige Tochter". Freie bräuchten sich nicht um Aufträge zu sorgen: Wenn jemand mit KI "viel schneller und akkurater Artikel schreiben" könne als andere, "dann habe ich einen Marktvorteil und werde auch in Zukunft gebucht werden".
journalist.de
Lese-Tipp: Das Genuss-Magazin "Falstaff" lädt Entertainer Thomas Gottschalk und Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder zum Doppel-Interview übers Essen. Söder kritisiert den Trend, "dass Essgewohnheiten in richtig oder falsch unterteilt werden". Ein Leben ohne Weißwürste, Schäufele und Leberkäse sei "zwar möglich, aus meiner fränkischen Sicht aber einfach nicht sinnvoll". Gottschalk erzählt, dass seine jüngere Partnerin öfter mal fleischlos koche: "Damit kann ich gut und hoffentlich lange leben."
falstaff.com
Lese-Tipp: "Deutsche Kochshows sind oft wie Zwiebelschneiden. Zum Heulen" findet Peer Schader bei DWDL. Vor allem in den "schnell hintereinander wegproduzierten Nachmittagsformaten" würden selbst hartgesottene Fernsehköche mittlerweile "erschöpft" wirken. Auch bei neuen Genre-Formaten wittert Schader Fast Food: Sie seien nicht "frisch angerichtet, sondern mit Fix-Produkten eilig zusammengerührt".
dwdl.de
Lese-Tipp: Immer mehr Journalisten werden mit Klagen von Politikern, Promis und Unternehmen überzogen, berichtet Sonja Peteranderl auf journalist.de. Die Strategie der Kläger bestehe darin, Reporter finanziell und psychisch ausbluten zu lassen und dadurch mundtot zu machen. Verschiedene Organisationen versuchen mittlerweile, betroffene Medienschaffende zu unterstützen.
journalist.de
Lese-Tipp: StoryMachine-CEO und Mitgründer Philipp Jessen macht bei "Meedia" Erklär-PR in eigener Sache und sagt, dass Firmen-Newsrooms oft an der Medienrealität vorbei kommunizieren. Wichtiger als ein Großraumbüro sei die Frage, wie Firmen "Agenda-Setter" der eigenen Geschichte würden. Für den Weg dahin gibt er elf Tipps, darunter, Entscheidungen auf Datenbasis statt auf Basis von Gefühlen zu treffen und Social Media zum Herzensthema des CEOs zu machen.
meedia.de
Lese-Tipp: Mit einer disruptiven Kampagne, die Disney+ als Streamingdienst positioniert, der mehr als Familienunterhaltung bietet, hat Disney "effektiven Markenselbstmord" betrieben, urteilt Nico Klink, Markenstratege der Agentur Radikant, im Gastbeitrag bei "Meedia". Disney genieße das Privileg, als "Safe Space" zu gelten, für den Kunden gerne auch mehr bezahlen. Der Versuch, auch Fans von Action, Sex und Gewalt anzulocken, leiste "der Dachmarke einen Bärendienst" und mache Disney+ nur "austauschbarer".
meedia.de