Unfairer Wettbewerb: Medienwissenschaftler Martin Andree kritisiert im "FAZ"-Interview die "marktbeherrschende Position der Digitalkonzerne". Während das Kartellamt Zusammenschlüsse von Lokalzeitungen überprüfe, fehle eine Kontrolle der digitalen Medien. Andree appelliert, die Bedeutung von Onlinemedien nicht zu unterschätzen.
zeitung.faz.net (Paid)
Generationenwandel: Jüngere Journalistinnen sehen sich nicht mehr als "einsamen Wolf, der da reingeht und selbst eine Geschichte macht", freut sich Investigativ-Journalistin Isabell Beer. Im "Journalist"-Interview erzählt sie, dass junge Kolleginnen, die Missstände ansprechen, einen Mut mitbrächten, den sie "damals nicht hatte". Beer sieht jedoch die Gefahr, dass Jüngere wegen steigender Social-Media-Präsenz Hasskommentaren zum Opfer fallen könnten.
journalist.de
Mono-Ton: Der Podcast-Landschaft "droht der Einheitsbrei an 'erprobten Formaten'", schreibt Benjamin Knödler im "Freitag". Das Nachahmen von Trends innerhalb kurzer Zeit "macht ein vormals buntes Experimentierfeld platt". Knödler befürchtet, dass kleine, erfinderische Formate gegen Medienkonzerne nicht mehr standhalten könnten.
freitag.de
Auf Du und Du: "Duz-Maschine" Waldemar Hartmann beklagt im SZ-Interview mit Philipp Crone, man müsse heute "auf jedes Wort achten", dürfe "aber jeden duzen". Der ehemalige Sportmoderator erzählt, dass er das Duzen in der eigenen Kneipe und in den Bergen gelernt hat und wie er in der strengsten Sie-Zeit das "Du" im Fernsehen salonfähig gemacht hat. Von Sportlern, die man nur für ein Interview plötzlich sieze, hätte "Weizen-Waldi" laut eigener Aussage nichts Neues erfahren. Der Vorwurf mangelnder Distanz und Anbiederei sei immer an ihm abgeperlt, auch weil er ausschließlich von Journalisten kam. Bei anderen sprachlichen Förmlichkeiten ist Hartmann, der privat übrigens immer erstmal siezt, dagegen weniger locker: Bei der "Denglisierung" habe er zwar aufgegeben, das Gendern wolle er aber "nicht kampflos hinnehmen".
sueddeutsche.de (Paid)
Unnötige Ankündigung: Der Göttinger Strafrechtsprofessor Uwe Murmann ist irritiert von Landesregierungen, die ein Verbot des "Z" als russisches Propaganda-Symbol ankündigen. "Die Gesetzesnorm existiert bereits", sagt er gegenüber der "FAZ". Laut Strafgesetzbuch ist eine öffentliche Billigung eines Angriffskrieges verboten – und damit auch das Zurschaustellen des "Z" in der Öffentlichkeit.
faz.net, turi2.de (Background)
Neue Deutsche Delle: Der einstige Boom des Deutsch-Pops im Radio ebbt ab, erfährt Manuel Weis. Radio-Hamburg-Musikchefin Tanja Ötvös (Foto) sieht einen Grund dafür in starker Polarisierung deutscher Songs und fehlender Innovation, weil "heute vieles eher nach einem alten Schema produziert" werde. Niklas Gruse von Radio FFN nennt als Problem den oft fließenden Übergang zu deutschem Schlager: "Beide Musikstile sind nicht miteinander kompatibel." FFH-Musikchef Matthias Weber beobachtet, dass sich Menschen an deutschen Songs schneller satt hören.
dwdl.de
Nur noch kurz die Welt retten: "Selbst ein Krieg schreckt politische Trittbrettfahrer nicht davon ab, ihre Ladenhüter noch einmal mit neuem Anstrich ins Schaufenster zu stellen", ärgert sich Ralf Schuler. Der Leiter des "Bild"-Parlamentsbüros findet es "anmaßend", dass grüne Vorstöße zum Tempolimit und Veggie-Day, die "gestern mangels Mehrheiten" noch gescheitert seien, die Welt nun "putinfrei" machen sollen.
bild.de
Keine woke Brille: Der Gastarbeiter-Sohn Marco Cristalli vermutet hinter dem Trend zum "woken" Sprechen neoliberale Selbstoptimierung. "Die Selbstinzenierung über materielle Güter will man nicht mehr", sagt er im Interview mit der "Welt". An deren Stelle trete die Moral. Das Problem: "Terminologie, die inkludieren soll, exkludiert jene, die sie nicht beherrschen" – und verstelle den Blick auf die Realität: "Selbst 65 Jahre nach der Ankunft der ersten Gastarbeiter bleibt der Migrant vor allem für das bildungsbürgerliche Milieu ein Fremdkörper."
welt.de
Klatschen-Kritik: Die "Verschulhofisierung der Öffentlichkeit" schreitet voran, schreibt "Spiegel"-Redakteur Arno Frank mit Blick auf die jüngsten Ohrfeigen für Chris Rock und Oliver Pocher. Im "Zeitalter der Kameras allüberall" sei die Ohrfeige offenbar das "aktuelle Mittel der Wahl, Meinungsverschiedenheiten endgültig beizulegen". Sie sei zudem "in der Regel eine Männersache". Dabei schien die Ohrfeige bis vor Kurzem noch, ähnlich wie der Angriffskrieg, "eigentlich aus der Mode gekommen" zu sein.
spiegel.de
Justiz-Schelte: Ermittlerinnen haben nicht die analytischen Fähigkeiten, um die Strukturen der Rechtsextremen aufzudecken, kritisiert Jan Böhmermann im Prozess gegen den mutmaßlichen Urheber der Drohschreiben von NSU 2.0. In Online-Foren könnten "dissoziale Typen" vermeintliche Wertschätzung erfahren, indem sie Informationen über politische Feinde liefern. Nutzerinnen solcher Plattformen seien "nicht nur Täter, sondern auch Opfer", weil die Organisatorinnen dahinter die Userinnen missbrauchen und verachten würden.
faz.net, deutschlandfunk.de
Wenig blumig: "Wenn sich 2015 nicht wiederholt, dann liegt das weniger an den Deutschen als an den Flüchtlingen", schreibt RTL-Politikchef Nikolaus Blome im "Spiegel". Die Ukraine sei Deutschland nicht nur geographisch näher als Syrien, auch weil beide Länder zum "christlich geprägten Kulturkreis" gehören. "Das Allerdümmste wäre, genau das aus Gründen grundsätzlicher Menschlichkeit zu leugnen", glaubt Blome.
spiegel.de
Protest: Regisseur Sean Penn ruft zum Boykott der Oscars auf, wenn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht per Video-Botschaft zugeschaltet wird. Ihn nicht zu Wort kommen zu lassen, wäre der "schamloseste Moment in der Geschichte Hollywoods". Penn geht davon aus, dass die Filmakademie ihn nicht einlädt. In diesem Fall wolle Penn seine Oscars einschmelzen. Der Vorschlag Selenskyj sprechen zu lassen, kommt von der diesjährigen Oscars-Moderatorin Amy Schumer. Ob er redet, sei nicht ihre Entscheidung, jedoch wolle sie ihre Rolle für eine wichtige Botschaft nutzen.
n-tv.de
Lokales Beben: Bei der Umstellung der "Stuttgarter Zeitung" und "Stuttgarter Nachrichten" geht es mehr um die finanzielle als die journalistische Rendite, schreibt Medienjournalist Steffen Grimberg in der "taz". Die Auflösung klassischer Ressorts in "22 Themen-Teams" klinge "nach Privatfernsehen". In Zeiten von Desinformation und schwindendem Vertrauen in die Medien sei eine Einsparung lokaler Berichterstattung "nicht ungefährlich".
taz.de, turi2.de (Background)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit seinen Videobotschaften "ein neues Genre der politischen Kommunikation begründet", schreibt Karen Krüger in der "FAS". Seine Ansprachen vor den europäischen Parlamenten haben eine "große emotionale Kraft", weil er menschlich und nahbar bleibt. Außerdem helfen seine Erfahrung als Produzent und Schauspieler bei der Umsetzung.
"FAS", S.33
Ausgetrickst: "Tagesspiegel"-Journalist Kurt Sagatz schreibt, mit dem Verbot von RT wird nur "erreicht, dass niemand rein zufällig über die Stimme Moskaus stolpert". So wie die Deutsche Welle das russische Online-Verbot umgeht, könne das auch RT. Es sei technisch "so gut wie unmöglich", das Verbot von RT durch die Medienanstalten umzusetzen. Für beide Seiten gelte: "Die Arbeit einer Redaktion außerhalb des eigenen Territoriums lässt sich nicht unterbinden".
tagesspiegel.de
Streitlustig: Im Bundestag "geht wieder die Post ab", schreibt "Süddeutsche"-Autor Cornelius Pollmer. Wegen des Ukraine-Kriegs bleibe im Parlament "immer weniger Raum, sich in der Vergangenheit oder im Kleinklein gegenseitiger Vorhaltungen zu verlieren". So sei z.B. Annalena Baerbock kürzlich "olympiareif im Augenrollen" gewesen und Friedrich Merz habe sich in "kalkulierter Lust auf Stammtisch" ein "bisschen dümmer gestellt, als er ist".
sueddeutsche.de (Paid)
Schema P: Den redaktionellen Gast zum "alleinigen Dreh- und Angelpunkt" eines Podcasts zu machen, kann "durchaus schief gehen", weil schnell verschwimme, "wer hier Absender und wer Gast ist", schreibt Sandro Schroeder mit Blick auf personalisierte Corona- und Ukraine-Podcasts. Ihn stört, wie das "Coronavirus-Update" mit Christian Drosten "plötzlich für ein nachhaltiges und wiederholbares Podcast-Konzept gehalten wird". Zwar gebe der Erfolg dieser Formate ihm unrecht, die "Fantasielosigkeit und Monokultur" nerve ihn trotzdem.
mailchi.mp
Mediale Schlechtwetterfront: Die Kritik am Verbot von RT mit Verweis auf Staatsferne und Rechtsstaatlichkeit einer Demokratie, sei zwar recht und billig. Allerdings stehe es einer Demokratie auch gut an, Medien, die Gehirnwäsche betreiben, Krieg verherrlichen und nonstop Lügen verbreiten zu unterbinden, findet Michael Hanfeld mit Blick auf die Kritik des Hamburgs Mediensenator Carsten Brosda zum Verbot von RT.
"FAZ", S. 17 (Paid)
Lese-Tipp: Der ukrainische Unternehmer Misha Katsurin erzählt im Interview mit Bernhard Pörksen von dem Versuch, seinen in Russland lebenden Vater vom Gegenteil der russischen Kriegspropaganda zu überzeugen. Jetzt versucht Katsurin, die Putinsche Informationskontrolle zu unterlaufen, indem er die rund 11 Mio Ukrainerinnen mit russischen Verwandten dazu aufruft, ihnen vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zu erzählen.
zeit.de
Kein gutes Haar: "Welt"-Autor Jörg Wimalasena wirft Fridays for Future eine "Verachtung für die individuelle Entfaltungsfreiheit" vor. Die Bewegung hatte die Musikerin Ronja Maltzahn (Foto) von einer Veranstaltung in Hannover ausgeladen, weil sie als weiße Sängerin Dreadlocks trägt. Damit würden sich die Aktivistinnen der "eigenen Intoleranz überführen" und eine "kulturelle Trennlinie" ziehen, die "rechten Überlegungen nicht unähnlich" seien: "Jede Gruppe soll ihre eigene geschützte Sphäre haben."
welt.de
Aggressives Teilen: Bilder von zerbombten Straßen in der Ukraine oder getöteten Zivilisten sind "gefährliche Kriegstreiber", deren "Zweischneidigkeit" man sich bewusst sein sollte, schreibt Katharina Körting im "Freitag". Sie ruft zur Zurückhaltung beim Teilen solcher Bilder in den sozialen Medien auf, denn der Algorithmus "trägt zur Eskalation in den Köpfen bei".
freitag.de
Kein Biber für Russland: Tengelmann-Inhaber Christian Haub hat die 27 Obi-Baumärkte in Russland bereits abgeschrieben, sagt er im Interview mit dem "Manager Magazin". Er ist "fest davon überzeugt", dass Putin Firmen enteignen wird, deren Heimatländer sich an den Sanktionen gegen Russland beteiligen. Die Märkte weiter zu betrieben, sei für ihn "aus moralischen Gründen" sowieso keine Option.
manager-magazin.de (Paid)
Gegen Schnellschüsse: 600 mehr oder weniger prominente Menschen aus Politik, Kirche, Wissenschaft und Kultur haben sich am Dienstag mit einem Appell gegen das geplante Sondervermögen für die Bundeswehr ausgesprochen. Zu den Initiatorinnen gehören u.a. Linken-Politikerin Julia Schramm sowie Andrea Ypsilanti und Jan Dieren aus der SPD. Unter den Erstunterzeichnern, die mehrheitlich zum grünen und linken Spektrum gehören, finden sich Namen wie die Theologin Margot Käßmann, Grünen-Sprecherin Sarah-Lee Heinrich, Linken-Politiker Gregor Gysi sowie die Journalisten Jakob Augstein und Günter Wallraff. Auch zahlreiche Musikerinnen und Schauspielerinnen haben unterschrieben, wie Katja Riemann, Robert Stadlober, Sebastian Krumbiegel und Bela B.
Mittlerweile haben mehr als 3.000 Menschen den Appell unterzeichnet. Die Unterstützer fordern "eine breite gesellschaftliche Debatte" über das geplante Sondervermögen in Höhe von 100 Mrd Euro. "Eine massive Hochrüstung der Bundeswehr hilft den Menschen in der Ukraine nicht", schreiben sie. Eine solche "Wende der deutschen Außenpolitik um 180 Grad" ohne vorherige Diskussionen in Politik und Gesellschaft zu beschließen, sei ein "demokratiepolitischer Skandal".
Der Appell kommt zu Beginn der viertägigen Haushaltsdebatte im Bundestag. Das Parlament berät über den neuen Etat, der die Sonderausgaben für die Verteidigung vorsieht.
derappell.de, faz.net, spiegel.de
Vollgas gefragt: Die deutschen Autozulieferer "profitieren immens vom Neuankömmling" Tesla, schreibt Annina Reimann in der "Wirtschaftswoche". Während deutsche Autobauer Zulieferer "knebeln und im Preis tiefer und tiefer drücken", ist der US-Autobauer "bereit zu bezahlen". VW und Co müssen jetzt "noch mehr Gas geben", um Innovationen nicht zu verpassen.
wiwo.de
Weltuntergangsstimmung: Der frühere Leiter des ARD-Studios in Tel Aviv, Richard C. Schneider, rät im "Spiegel" dazu, sich in Sachen Kriegs-Resilienz etwas von Israel abzuschauen. Jedem Menschen sei dort bewusst, "dass ihm jeden Augenblick sein Haus um die Ohren fliegen kann". Die Israelis bereiten sich auf den Ernstfall vor, leben aber "mit einer gewissen Gelassenheit". Denn: "Wer weiß schon, was morgen ist."
spiegel.de (Paid)
Freiheit auch im Denken: Der frühere Generalsekretär des deutschen PEN-Zentrums Herbert Wiesner verteidigt Deniz Yücel vor fünf ehemaligen PEN-Präsidenten, die dessen Rücktritt von seinem Amt fordern. Yücel hatte sich vergangene Woche bei der Lit.Cologne für eine Flugverbotszone in der Ukraine ausgesprochen, womit er "seine Befugnisse überschritten" habe, so die Ex-Präsidenten. "Es kann doch nicht Euer Wunsch sein, dass Deniz Yücel, um dessen Freiheit wir gekämpft haben, jetzt nicht mehr sagen darf, was er denkt", entgegnet ihnen Wiesner in einem offenen Brief.
welt.de (Wiesner), t-online.de (Rücktrittsforderung)
Werbung um jeden Preis: Medienexperte Thomas Koch beendet zähneknirschend die Kampagne #StopFundingHateNow, mit der er auf fehlgeleitete Werbung auf Fake-News- und Hass-Plattformen aufmerksam machen wollte. Von den 1.500 Unternehmen in Deutschland, die er angeschrieben habe, hätten 84 % die Hinweise ignoriert und ihre Kampagnen auf den Seiten fortgesetzt. "Ich schäme mich zutiefst für meine Branche", sagt Koch. Hinzu kämen Anwaltskosten und Schadenersatzforderungen "in fünf- bis sechsstelliger Größenordnung".
linkedin.com via meedia.de
Symbolische Schreibweise: Immer mehr Ukrainerinnen setzen sich seit Beginn des Krieges für eine ukrainische Transkription von Städtenamen, also z.B. Kyjiw statt Kiew, ein. Dies wäre "das Symbol dafür, dass man im deutschsprachigen Raum bereit ist, die Ukraine nicht länger wie eine ewige Kolonie oder einen Satelliten Russlands wahrzunehmen", sagt etwa die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk (Foto). "Wir haben unsere Geschichte, unsere Sprache, unsere Seele, und wir wollen nicht in der Welt mit den Russen verwechselt werden", erklärt die Philologin Maria Ivanytska.
sueddeutsche.de (Paid)
Germany first: Die Debatten über den Ukraine-Krieg haben in den vergangenen Tagen einen "verstörend selbstbezogenen Ton" angenommen, schreibt Harald Staun in der "FAS". In Talkshows etwa gehe es zunehmend um "deutsche Wohlstandssorgen", statt der anfänglichen Entschlossenheit höre man "überall wieder die alten Phrasen der politischen Ohnmacht". Die "Zaghaftigkeit der deutschen Politik" sei ein "Nationalismus, der zwar auf Fahnen verzichtet, aber sich nicht weniger auf die vermeintlich eigenen Belange konzentriert".
faz.net
Gepanzerter Chauvinismus: Englands führende Feministin Laurie Penny zieht Parallelen zwischen dem Angriffskrieg und einer Vergewaltigung. Die Ukraine sollte sich "einfach hinlegen und den russischen Eindringling hereinlassen", erläutert sie im "Spiegel". Weil sich die Ukraine wehre, werde Putin gewalttätig. Daran sehe man, "dass das Patriarchat am aggressivsten ist, wenn es in der Defensive ist".
spiegel.de (Paid)
Kontrolle ist besser? Unternehmen, die sich dem Homeoffice verweigern, behandeln ihre Angestellten nicht als Erwachsene, "sondern als Personen, die steter Hilfestellung und Anleitung bedürfen", kritisiert "Spiegel"-Redakteurin Maren Hoffmann. Das Problem: "Wenn man Leute so behandelt, dann verhalten sie sich auch so" – nämlich als das Gegenteil eines "souveränen Problemlösers". Dabei sei diese Qualifikation doch in jedem Job nötig.
spiegel.de
Propaganda-Show: Mit der nationalistischen Großveranstaltung im Moskauer Olympiastadion will Wladimir Putin "die Einheit von Volk und Präsident unter Beweis stellen", schreibt Christian Esch im "Spiegel". Bei dem Gedenkkonzert zum Jahrestag der Krim-Annexion mit Schlagermusik, Bibelzitaten und Völkermord-Vorwürfen gegen die Ukraine habe er jedoch vor allem gezeigt, "wie gut sich aggressiver Nationalismus mit vorgeblich antinationalistischen Slogans verbinden lässt".
spiegel.de (Paid)
Sag mir wo die Lieder sind: Zu Kriegszeiten werden immer wieder alte Anti-Kriegs­lieder gesungen, jedoch gibt es kaum "aktueller formulierte Verse", die "zeitgeistig und diskursiv belastbarer" sind, stellt Journalist Joachim Hentschel fest. Grund dafür sei die "wachsende Diversifizierung der Medienkanäle". Dadurch können Lieder nicht so "universell wirksam" werden, wie es die "etablierten Lennon- oder Dylan-Songs" sind.
sueddeutsche.de (Paid)
Zurückhaltung gefragt: Bürgerinnen sollten Bilder und Videos aus der Ukraine besser nicht in den sozialen Medien teilen, sagt der Medienrechtler Tobias Keber in der "FAZ". Es sei nicht die Aufgabe der Netzwerke, "derartigen Aufrufen Reichweite zu geben", da sie nicht auf "objektive Informationsbeschaffung" ausgelegt seien. "Die sollte den Medien überlassen bleiben", so Keber.
faz.net (Paid)
Plädoyer für unabhängige Quellen: Ohne die Korrespondentinnen und Reporterinnen vor Ort funktioniert die Ukraine-Berichterstattung nur mangelhaft, schreibt der frühere "Süddeutsche"-Chefredakteur Kurt Kister. Es sei eine falsche Vorstellung, dass jeder Journalist sei, nur weil "alle alles aufzeichnen und verbreiten können". Augenzeuginnen in Kiew oder Donezk seien in erster Linie Betroffene sowie Opfer des Krieges und könnten daher keine unabhängigen Berichte ersetzen.
sueddeutsche.de (Paid)
Falsche Diskussionen: Die deutsche "politische Diskurskultur" bläst das "Klein-Klein" auf und "tut so, als verstehe man in den Redaktionen den armen Michel oder die Luise in Bottrop", schreibt Jagoda Marinić in der "taz". Das "beharrliche Unterschätzen" der Bürgerinnen zeige sich etwa an den Talkshows der Öffentlich-Rechtlichen, die fast alle zwei Jahre lang "ausschließlich die akademische Lage beackert" haben. Die Formate sollten sich von der Idee verabschieden, dass ärmere Menschen es "nicht nötig hätten, auch komplexere Fragen erläutert zu bekommen".
taz.de
Widersprüchlich: Die marxistische "Zeitung des Luxemburger Volkes" tut sich schwer mit dem Ukraine-Krieg, schreibt "FAZ"-Autor Jochen Zenthöfer. Sie schreibe von einem "russischen Angriffskrieg", Putin müsse einsehen, dass noch mehr Krieg "nicht zu einem für unsere Welt guten Ergebnis führen wird". Dennoch äußert die Zeitung Kritik an westlichen Medien, die vorwiegend Meldungen über "Angriffe auf Krankenhäuser" und "angeblichen Bombenhagel" verbreiten würden und fragt, ob die Ukraine-Solidarität „wirklich mit unserem Geld" bezahlt werden sollte.
faz.net (Paid)
Mehr Mut: Um die "öffentliche Meinung" in Russland zu ändern, "müssten viele so mutig sein wie Marina Owsjannikowa", schreibt "FAZ"-Herausgeber Berthold Kohler. Er sagt, die Menschen in Russland werden mit "Kreml-Propaganda bombardiert" und erfahren nicht "die Wahrheit über den Krieg". Sie spüren die Folgen der Sanktionen, scheinen aber "dem Regime zu glauben", der Westen wolle Russland "niederhalten".
faz.net
Nicht sozial: Das Geschäftsmodell sozialer Medien ist "Manipulation als Wahrheit zu verkaufen", schreiben der Landesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit in Baden-Württemberg, Stefan Brink, und Referentin Clarissa Henning auf netzpolitik.org. Die Rolle öffentlicher Stellen sei dabei "den irregulären Regularitäten der Social Media-Monopolisten entgegenzutreten". Daher müssen sie "raus aus Instagram, Twitter und TikTok".
netzpolitik.org
Phoenix: Die ARD hat den Auftrag des gemeinsamen Ereignis- und Doku-Kanals neu interpretiert, ohne das ZDF zuvor einzubeziehen, kritisiert der scheidende ZDF-Intendant Thomas Bellut (Foto) mit Blick auf ARD-Äußerungen zum geplanten Ausbau des Nachrichtensenders Tagesschau24. Auch der neue ZDF-Intendant Norbert Himmler wünscht sich keine einseitige Einschränkung des Phoenix-Auftrags. Nach dem Willen der ARD soll sich Phoenix nur noch um "planbare Aktualität" kümmern.
tagesspiegel.de, turi2.de (Background)
Linker Zwiespalt: Ein Antikriegsbündnis könne den Standpunkt der Betroffenen genauso wenig ignorieren, wie im Kontext von häuslicher Gewalt, Rassismus und Kolonialismus auf Stimmen der Betroffenen verzichtet werden könne, schreibt Ulrike Wagener mit Blick auf die Friedensdemonstrationen, die statt einer Flugverbotszone Abrüstung in Europa fordern. Eine schnelle Energiewende und mehr Geld für eine sozial-ökologische Transformation seien wichtig, aber "kurzfristig helfen sie den Menschen in der Ukraine nicht". Die gesellschaftliche Linke müsse eine neue Strategie entwickeln, mit dem Angriffskrieg umzugehen – und "die osteuropäischen Linken mit ins Boot holen".
nd-aktuell.de
Wer gibt uns, ausgerechnet uns Deutschen, das Recht, russische Künstler, Wissenschaftler, Sportler aus dem öffentlichen Leben zu verbannen? Wissen wir denn nicht mehr, wer wir sind, wo wir herkommen?
Der Filmproduzent Günther Rohrbach kritisiert in der "Süddeutschen Zeitung", dass die Distanzierungsforderungen das Klima für Anfeindungen gegen russische Prominente erst geschaffen hätten. "Es wäre die Aufgabe der Kulturpolitik gewesen, ihre Künstler öffentlich zu schützen", sagt Rohrbach – "nicht nur die Ukrainer, sondern gerade auch die hier lebenden Russen".
sueddeutsche.de
Bilder des Schreckens: Nichts rechtfertigt mehr die Anwesenheit von Reporterinnen in Kriegsgebieten, als historische Bilder wie das Foto der "New York Times", das eine erschossene Familie in der Ukraine zeigt, sagt Andrej Reisin. Dass deutsche Medien dieses Bild gar nicht oder nur verpixelt zeigen, könne man als respektvollen Umgang, aber auch als Verschleierung der Schrecken des Krieges sehen. "Wir machen das Geschehene damit nur etwas erträglicher", schreibt Reisin – "für uns".
uebermedien.de
Neukalibrierung: Journalismus muss "lösungsorientierter, jünger, nutzerorientierter, innovativer, perspektivenreicher, ökonomisch erfolgreicher und konstruktiver" werden, fordert Ellen Heinrichs, Gründerin und CEO des Bonn Institute für Journalismus und konstruktiven Dialog. "Vielerorts degradiert die digitale Gier nach Inhalten Journalistinnen und Journalisten zu Fließbandproduzenten", schreibt sie auf Xing. Aber es gebe einige Kolleginnen, "die ihren Kompass schon neu justiert haben." Von diesen lasse sich für die Zukunft des Journalismus eine Menge lernen.
xing.com
Merkelt: VW-Betriebsratsvorsitzende Daniela Cavallo erinnert durch ihren Gleichmut an Altkanzlerin Angela Merkel, schreibt Simon Hage im "Spiegel". Hage beschreibt Cavallo als eine "Defensivspielerin, die abwartet, statt gleich aus der Deckung zu gehen". Cavallo sei es wichtig, nicht "allein irgendwelche Entscheidungen zu treffen". Damit hebe sie sich von den "allermeisten Alphatieren in Wolfsburg" ab, vor allem von Konzernchef Herbert Diess.
spiegel.de (Paid)
Unklare Karten: Medien sollten die Rolle von Landkarten in der Berichterstattung neu denken, schreibt Historiker Mateusz Fafinski bei Übermedien. Im Vergleich zu früheren Kriegen gebe es beim russische Angriff auf die Ukraine "keine klaren Frontlinien", mehrere Akteure könnten ein Gebiet kontrollieren. Karten sollten daher vordergründig nicht mehr als Beiwerk dienen, das Ereignisse erklärt, sondern das "Zentrum der Erklärung" sein, "reich an Daten und Kontext".
uebermedien.de
Bildwirkung: "Die emotionale Wirkung" von Kriegsbildern "überwiegt oft ihren Informationswert", schreibt "Süddeutsche"-Redakteur Nicolas Freund. Auf der einen Seite entscheiden sich Medien wie die "SZ" aufgrund des Pressekodex und eigener Richtlinien dazu, Bilder nicht zu veröffentlichen. Andere wie die "New York Times" wollen einen "ungeschönten Bericht der Ereignisse" liefern und drucken Bilder nach Einzelfall-Entscheidungen ab.
sueddeutsche.de
Neuausrichtung: Der Ukraine-Krieg verdeutlicht, "wie gefährlich" die Politisierung der Globalisierung geworden ist, sagt Gabor Steingart, Gründer und Herausgeber von "Media Pioneer". Eine Wirtschafts-Nato, zusammengesetzt aus den USA und der EU, könne "ökologische, soziale und ethische Standards" nicht nur definieren, sondern auch durchsetzen. Globalisierung umgestalten, sei die Devise.
thepioneer.de (Paid), focus.de
Zahl des Tages: Zusätzlich 7,7 Mrd Euro erhält Gesundheitsminister Karl Lauterbach zur Bekämpfung der Corona-Pandemie, zitiert das "Handelsblatt" aus einem Schreiben des Finanzstaatssekretärs Florian Toncar an den Haushaltsausschuss des Bundestages. Allein vier Mrd Euro stehen demnach für Corona-Tests zur Verfügung.
handelsblatt.com (Paid)
"Ich bin überzeugt: in Deutschland ist Platz für zwei große private Medienunternehmen."
P7S1-Vorstand Wolfgang Link sieht keine Notwendigkeit, nur "mit einem nationalen Champion" gegen die Übermacht der US-Plattformen anzutreten. Eine Fusion mit RTL sei für die deutsche Medienlandschaft nicht wünschenswert.
horizont.net (Paid)