Daumen runter: Die Verbände BDZV und MVFP positionieren sich in der Debatte um Ratings von Medien durch Media-Agenturen. Der MVFP ist der Ansicht, dass den Agenturen ein Urteil über "guten" und "schlechten" Journalismus nicht zusteht. Der BDZV sieht eine externe Bewertung von Medien als "mit der Pressefreiheit nicht vereinbar", berichtet Roland Pimpl bei "Horizont". Damit argumentieren die Verbände ähnlich wie zuletzt schon die Spiegel-Gruppe und Springer.
horizont.net (€), mvfp.de, turi2.de (Background)
Fachwerk: Mit 35,15 Mio Euro fährt das "Deutsche Ärzteblatt" 2023 den höchsten Brutto-Werbeumsatz deutscher Fachmedien ein, liest "Horizont" aus den Nielsen-Zahlen. Die "Lebensmittelzeitung" folgt dicht danach mit 35 Mio Euro. Die "Textilwirtschaft" erzielt 12,7 Mio Euro und "Horizont" 10,2 Mio Euro. Im Vergleich zu 2022 verzeichnen die Top-20-Titel ein Minus von 5,6 %.
horizont.net (€)
"Das Entscheidende bei der 'Zeit' war nicht das Studium oder der Auslandsaufenthalt, sondern das Einstellungsgespräch mit Helmut Schmidt. Er stellte Fragen und wenn man das bestanden hatte, dann war man dabei."
Heinrich Wefing, Politik-Chef der "Zeit", blickt im WDR-Podcast mit Jörg Thadeusz auf seinen geschichtsträchtigen Start bei der Hamburger Wochenzeitung zurück.
twitter.com
Grüner Daumen: "Bild der Frau" von Funke startet den Garten-Podcast "Mit Herz und Harke". Darin sprechen Gärtner und Pflanzen-Doc René Wadas und Redakteurin Hella Hoofdmann über alles, was wächst und gedeiht. Immer Mitte des Monats erscheint eine neue Folge, die über alle bekannten Plattformen und bildderfrau.de/gartenjahr abrufbar ist.
funkemedien.de
Lässt Federn: Die Wiederwahl von Adidas-Chefkontrolleur Thomas Rabe wackelt, berichtet das "Handelsblatt". Rabe, im Hauptjob Bertelsmann-CEO und RTL-Chef, habe zu wenig Zeit für sein Amt beim Sportartikelhersteller: Stimmrechtsberater und Fonds stellen sich daher gegen seine erneute Berufung als Aufsichtsratsboss. Der Manager, der bereits seinen Abschied aus der Konzernwelt angekündigt hat, will bei Adidas nur für ein weiteres Jahr antreten; er nehme die Bedenken hinsichtlich eines möglichen "Overboardings" aber ernst.
handelsblatt.com, turi2.de (Background)
Nächste Runde: Die Presseverlage aus dem Südwesten gehen erneut juristisch gegen die kürzlich vom SWR reaktivierte App Newszone vor, berichtet das "Handelsblatt". Beim Landgericht Stuttgart ist ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingegangen. Die Verleger wollen erreichen, dass die von ihnen als "zu textlastig" empfundene App per Eilentscheidung gestoppt wird. Der SWR teilt mit, den Antrag "derzeit in sachlicher und rechtlicher Hinsicht" zu prüfen, um "innerhalb der vom Gericht gesetzten Frist darauf zu reagieren."
Erst Ende März hatte der Sender die App für junges Publikum wieder aus der digitalen Versenkung geholt, nachdem sie seit Herbst 2022 auf Eis lag. Die Verlage, die seit zwei Jahren gegen die App vorgehen, sehen in ihr eine presseähnliche Konkurrenz zu ihren eigenen Produkten.
handelsblatt.com, turi2.de (Background)
Hör-Tipp: "Ich sage unseren Mitarbeitern immer: Das Tolle an unserem Job ist, dass wir Menschenleben retten können", erzählt Wort & Bild-CEO Andreas Arntzen im "brand eins"-Podcast mit Christian Bollert. Auch mit dem Image der "Apotheken Umschau" als "Rentner-Bravo" hadere er nicht, sondern sehe es eher als Ansporn. Der Verlag rüste aber sowohl mit Digitalangeboten als auch mit strategischen Investments ständig nach.
detektor.fm (36-Min-Podcast)
Lese-Tipp: DuMont rät Angestellten des Medienhauses mittlerweile zu Nebenjobs, berichtet Wilfried Urbe in der "taz". Der Vorschlag werde teils direkt beim Einstellungsgespräch unterbreitet, manchmal mit dem Hinweis, dass das "bei einer 35-Stunden-Woche schon gehe". Die Sparmaßnahmen des Verlags könnten u.a. mit DuMonts Investments in Start-ups zusammenhängen, die künftig Gewinn abwerfen sollen.
taz.de
Am Rathauseck: Die "Süddeutsche Zeitung" zieht mit ihrem Servicepoint ins Kaufhaus Ludwig Beck am Münchner Marienplatz um. Bisher lag die Leser-Anlaufstelle bereits in der Nähe, aber etwas versteckter in der Fürstenfelder Straße 7. Die Mitarbeiter kümmern sich dort u.a. um Fragen zu Abos, nehmen Anzeigen entgegen und verkaufen Produkte aus dem SZ-Shop.
sueddeutsche.de
Entsorgt: Die DFV Mediengruppe tauft ihr Fachmagazin "Entsorga" und die dazugehörige Website umweltwirtschaft.com zu "Circular Economy" um. Der neue Name soll das Print- und Online-Geschäft besser verzahnen. Zudem soll er dem Trend der Abfall-Branche zur Kreislaufwirtschaft Rechnung tragen.
dfv.de
Mode-Muskeln: Der Burda-Verlag bringt den Ableger "Instyle Sport" auf den Markt. Das erste Heft erscheint am 6. April und kostet 4,90 Euro. Auf dem Cover ist die Fitness-Influencerin Pamela Reif zu sehen. "Instyle Sport" erscheint zweimal jährlich in einer Auflage von 80.000. Die Chefredaktion übernimmt Bianka Morgen, stellvertretende Chefredakteurin bei "Instyle". "Instyle Sport" ist die fünfte Line Extension von Burdas Modemagazin "Instyle".
burda.com
Zitat: Astrid Böhmisch, Chefin der Leipziger Buchmesse, will auch kleinen Verlagen eine Bühne geben.
"Nicht nur die Größten sollen die lauteste Stimme haben!"
Astrid Böhmisch, Chefin der Leipziger Buchmesse, verspricht im "Börsenblatt"-Interview, auch kleineren unabhängigen Verlagen eine Bühne zu geben. Auf klassischen Medien möchte sie aktiv zugehen, um mit neuen Kooperationsmodellen dem Strukturwandel Rechnung zu tragen.
boersenblatt.net
Druck auf rechts: "Zeit", "Handelsblatt", "Süddeutsche Zeitung", "Tagesspiegel", "Wirtschaftswoche" und Ströer starten eine gemeinsame Kampagne gegen Rechtsextremismus. An der Aktion mit dem Slogan "Zusammenland – Vielfalt macht uns stark" nehmen auch rund 500 Unternehmen, Stiftungen und Verbände teil. Die Zeitungen schalten morgen in ihren gedruckten Ausgaben jeweils eine Doppelseite zu der Kampagne. Parallel gibt es Anzeigen im öffentlichen Raum und in den sozialen Medien. Die Einnahmen werden für gemeinnützige Projekte oder unternehmensinterne Aktionen gespendet.
dwdl.de
Verspätete Reform? Die Verlegerverbände MVFP und BDZV kritisieren die geplante Reform, die der Deutschen Post mehr Zeit für die Zustellung geben soll. Sie befürchten mehr Verspätungen und damit einhergehend einen Verlust an Abos. Schon jetzt "verlieren die Verlage bei verspäteter Zustellung Abonnements", sagt MVFP-Verbandsgeschäftsführer Stephan Scherzer der dpa – ohne Zahlen zu nennen. Die Post weist die Kritik als "nicht nachvollziehbar" zurück. Der Bundesrat will heute über die Reform abstimmen.
horizont.net, turi2.de (Background)
Penguin Random House will bis 2027 rund 100 Stellen in Deutschland abbauen, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Das entspricht 10 % der Belegschaft. 60 Mitarbeitende sollen dieses Jahr auf "freiwilliger Basis" gehen. Der Rest der Stellen werde über Fluktuation abgebaut. Als Grund für die Einsparung nennt die Bertelsmann-Verlagsgruppe u.a. gestiegene Kosten.
sueddeutsche.de (€)
Erhöhter Druck: Der BDZV rügt die Onlineangebote von ARD und ZDF bei der EU-Kommission als massive Wettbewerbsverzerrung. Der Verlegerverband argumentiert in einem Schreiben an die EU-Kommission, die öffentlich-rechtlichen Sender finanzierten auch ihre presseähnlichen Onlineaktivitäten aus Rundfunkbeiträgen - aus Sicht der Verleger ein Beihilfemissbrauch. Dies werde durch die mangelnde Aufsicht und Kontrolle seitens der Rundfunkräte begünstigt. Die Verleger drohen ARD und ZDF mit der Eröffnung eines förmlichen Prüfverfahrens sowie einer formellen Beihilfebeschwerde.
faz.net (€)
turi2 edition #22: Müssen sich Medienmarken vom Screen emanzipieren, Jochen Wegner?
Eine Frage der Zeit: “Wir werden nie aufhören, auf Desktop- und Smartphone-Bildschirmen zu erscheinen”, schreibt Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit Online im Gastbeitrag in der turi2 edition #22. Er glaubt nicht, dass ein Medium von einem anderen ersetzt wird. Das Problem liegt an anderer Stelle: “Wir müssen herausfinden, wie wir diesen stetig wachsenden Kleintierzoo digitaler Angebote in Zukunft füttern sollen.”
Weiterlesen >>>, , turi2.de (kostenloses E-Paper der turi2 edition #22 bestellen)
Video-Tipp: Künstliche Intelligenz findet bei Ippen Media nur statt, wenn sie auf die Ziele und Werte des Unternehmens einzahlt, erzählt Marie Todeskino, Leiterin digitale Strategie im Interview mit Stefan Wirner. Am Ende habe immer ein Redakteur die Prüfpflicht und Verantwortung für maschinell erstellte Inhalte. "Nicht die Maschine entscheidet", sagt Todeskino.
drehscheibe.org (4-min-Video)
Bertelsmann erzielt im 1. Halbjahr einen Rekordumsatz von 9,7 Mrd Euro – 4,5 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Das liege vor allem an BMG, Arvato Group und der Bertelsmann Education Group. Der Umsatz der RTL Group sinkt um rund 5 % von 3,3 Mrd Euro auf 3,1 Mrd Euro. Grund seien schwache TV-Werbemärkte und höhere Streaming-Investitionen.
bertelsmann.de
Jahreszeiten Verlag bringt am 20. Oktober das Reisemagazin "Merian" generalüberholt wieder auf den Markt. Die Neugestaltung kommt von Uwe C. Beyer, ebenfalls Creative Director von turi2. "Merian" ist nun multithematisch und erscheint nur noch sechsmal im Jahr statt monatlich. Die Auflage liegt bei 50.000. Verleger Sebastian Ganske übernimmt die Chefredaktion, bis ein Nachfolger gefunden ist. Vorgänger Hansjörg Falz ist seit März Herausgeber des Magazins.
horizont.net (€), turi2.de (Background Falz), turi2.de (Background Relaunch)
Fleischunlust: RTL stellt das Fleisch-Magazin "Beef" ein. Der Verkauf des G+J-Titels sei "leider nicht geglückt", teilt eine Sprecherin mit. Am 5. Oktober soll die letzte Ausgabe erscheinen. Der Verlag verkaufte bisher eigenen Angaben zufolge alle zwei Monate 45.000 "Beef"-Hefte. Der Preis liegt bei 12,50 Euro.
horizont.net (€)
Hör-Tipp: "Wie besetzen als Kleinstverlag aus München die Lücken, sagt Verleger Frank Werner im Podcast "We like mags". Sein Unternehmen Holderstockmedia gibt u.a. "Tichys Einblick" und das KI-Magazin "Human" heraus. Er würde aber auch die "taz" verlegen – "wenn man damit Geld verdienen kann", sagt Werner. Gerne wiederbeleben möchte er das Kunst-Magazin "Artcollector".
spotify.com (27-Min-Audio)
Nomos macht Dirk Trompetter zum Leiter für Digitale Projekte. Er folgt auf Niklas Kohlgraf, der dem Verlag nach zwei Jahren den Rücken kehrt. Trompetter arbeitete zuletzt als Chief Product Officer beim Kölner Beratungs- und IT-Unternehmen Crossbuilders. Zuvor verantwortete er u.a. die digitale Ausrichtung beim "Handelsblatt".
buchreport.de
Der Hamburger Patient: Die Bauer Media Group will Corporate Publishing nicht als eigenständiges Geschäftsfeld fortführen und streicht in diesem Zuge 22 Stellen im Bereich "Medical Health", berichtet Meedia.de. Die Kooperation mit der Krankenkasse AOK, der Bauer zusammen mit Serviceplan Content zuliefert, endet daher 2024. Der Verlag wolle sich auf eigene Magazine und Online-Portale konzentrieren. Zuletzt waren im Health-Team 90 Menschen beschäftigt, die Gesundheits-Inhalte für mehr als 30 Bauer-Marken erstellen.
meedia.de (€)
Weimer Media Group kauft das Wirtschaftsmagazin "Business Punk" von Gruner + Jahr. Alle Mitarbeitenden würden übernommen, der Redaktionssitz des Magazins bleibe in Berlin, teilt der Münchner Verlag von Wolfram Weimer und Christiane Goetz-Weimer mit. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Offiziell erfolgt die Übernahme zum 1. August. Die Vermarktung von "Business Punk" soll in der Hand von Ad Alliance bleiben. Die Weimer Media Group führt u.a. die Magazine "Markt und Mittelstand", den Wirtschaftskurier" und "Börse am Sonntag". Außerdem verantwortet der Verlag das Debattenportal "The European". Bertelsmann hatte im Februar angekündigt, die G+J-Magazine "11 Freunde", "Business Punk", "Art", "P.M.", "Salon" und "Beef" verkaufen zu wollen.
lifepr.de, turi2.de (Background)
"In den kommenden Jahren werden etwa ein Drittel der Print-Abonnenten sterben."
Christoph Mayer, auf Verlage spezialisierter Partner bei der Unternehmensberatung Schickler, prophezeit Medienunternehmen zumindest im Print-Geschäft eine düstere Zukunft: Fans der gedruckten Zeitung segnen demnächst immer öfter das Zeitliche.
welt.de
Lidl lohnt sich – für Springer: Discounter Lidl belegt zu seinem 50. Geburtstag die gesamten Ausgaben von "Bild" und "Welt" mit Werbeanzeigen. In der Samstagsausgabe der "Bild" erscheinen insgesamt 15 Anzeigen. Am Freitag buchte der Discounter die komplette Ausgabe der "Welt". Laut Springer-Vermarkter Media Impact ist es das erste Mal, dass ein einziger Anzeigenkunde eine Kampagne in "Bild" und "Welt" in Kombination exklusiv durchgängig schaltet.
per Mail
"Jeder kann sich heute auf Social Media selbst inszenieren, dennoch zeigt sich die Kraft eines Zeitschriften-Covers immer wieder – und zwar gerade in den sozialen Medien."
Verleger Hubert Burda hat keine Sorge um die Zukunft des Gedruckten. Im Gastbeitrag zum 75-jährigen Jubiläum der "Bunte" schreibt er, Zeitschriften würden "in dieser globalisierten Welt immer wichtiger, weil sie Geschehnisse einordnen, Menschen Relevanz verleihen, die Spielregeln der Gesellschaft erklären".
bunte.de
Fortunas Finanzen: Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf plant in der Saison 2023/24 die Ticket-Revolution. Im Rahmen eines Pilotprojekts sollen Fans bei zunächst drei Heimspielen kostenlos ins Stadion kommen, berichten WDR und "Rheinische Post". Sponsoren-Gelder sollen die Mindereinnahmen kompensieren. Das Produkt verschenken und auf Werbung setzen – manche Verlage wünschen sich heute, sie hätten dieses "Pilotprojekt" nie ins Leben gerufen.
sportschau.de, rp-online.de
Neue Zürcher Zahlungsaufforderung: Die Hacker-Gruppe "Play", die den Schweizer Verlagen NZZ und CH Media im März massenhaft Daten gestohlen hat, veröffentlicht im Darknet eine Lösegeldforderung, nennt aber keine Summe, berichtet Inside IT. Die Medienhäuser haben ein Ultimatum bis zum 24. April, danach würden Dateien und Dokumente wie Projekte, Gehaltslisten oder Mitarbeiterinformationen veröffentlicht. In Folge des Cyber-Angriff mussten die Zeitungen ihren Umfang zeitweise deutlich reduzieren.
inside-it.ch via faz.net, turi2.de (Background)
Willkommen im Club der turi2.de/koepfe: Carolin Hulshoff Pol ist CEO der "Welt"-Gruppe und Eigengewächs von Springer. Die gelernte Verlagskauffrau soll nach dem Willen von Springer-Chef Mathias Döpfner die Marke "eigenständiger und so schlank wie möglich organisieren". Hulshoff Pol ist neu im turi2-Club der wichtigsten Meinungsmacherinnen in Deutschland.
turi2.de/koepfe (Profil Hulshoff Pol)
Lese-Tipp: Journalismus-Plattformen im Stil von Spotify könnten Medienhäusern eine Steigerung der digitalen Abo-Umsätze um bis zu 40 % bringen, sagt die Studie "Coopetition is King" der Landesanstalt für Medien NRW. Mit einem geringen Pauschal-Preis von rund zehn Euro im Monat könnten Medien auch Bevölkerungsgruppen erreichen, die sich vom Journalismus abzuwenden drohen sowie inhaltlichen "Verengungstendenzen" entgegenwirken.
medienanstalt-nrw.de
Go for it: Das Kartellamt gibt grundsätzlich grünes Licht für das geplante Vermarktungs-Joint-Venture von Burda und Funke, berichtet "Horizont". Die Behörde habe den Verlagen einen Entscheidungsentwurf übermittelt, einzelne Vertragsvereinbarungen müssten aber noch per Stellungnahmen geklärt werden. Weder Burda noch Funke äußern sich derzeit zur Sache.
horizont.net (€), turi2.de (Background)
turi2 edition #20: Wie viel Vielfalt kann sich die Buchbranche leisten, Mariam En Nazer?
Gutenberg 2.0: Wir müssen das Büchermachen radikal neu denken, schreibt Mariam En Nazer in ihrem Gastbeitrag in der turi2 edition #20. Die Production and Sustainability Managerin bei Penguin Random House weiß, dass Papier und Druck große Mengen an Energie und Ressourcen fressen. Komplett auf E-Book umstellen ist für sie aber auch keine Lösung.
Weiterlesen >>>, issuu.com (im kostenlosen E-Paper lesen), turi2.de/bestellen (E-Paper abonnieren)
Alle Geschichten der turi2 edition #20 – direkt hier im Browser als E-Paper:
USA: Tausende Personen werfen der "New York Times" in einem offenen Brief Transfeindlichkeit vor, weil die Zeitung in mehreren Artikeln der Frage nachgegangen ist, ob die medizinische Versorgung von Transgender-Kindern angemessen sei. Rund 1.000 Menschen, die etwa als Freie für die "NYT" gearbeitet haben, haben den kritischen Brief verfasst, unterzeichnet wurde er von weiteren 20.000 Leserinnen und Lesern. Die "NYT" nennt ihre Berichterstattung "nuanciert und fair".
welt.de
Schweizer Schönheits-OP: Nach den Sexismus-Vorwürfen der Journalistin Anuschka Roshani baut Tamedia um und macht Raphaela Birrer zur Chefredakteurin des "Tages-Anzeiger". Arthur Rutishauser, bisher Leiter der Tamedia-Mantelredaktion, verantwortet künftig nur noch die "SonntagsZeitung". Rutishauser war in seiner vorigen Position Vorgesetzter von Finn Canonica, gegen den sich Roshanis Vorwürfe richteten.
spiegel.de, turi2.de (Background Roshani)
"Anzeigenblätter liefern auch positive Nachrichten und berichten über das, was funktioniert. Das macht sie für die Menschen zu einer wichtigen Ergänzung zu anderen Medien."
Jörg Eggers, Chef des Bundesverbands Deutscher Anzeigenblätter, hält die Gratis-Publikationen für eine Stütze der Demokratie.
uebermedien.de (€)
Remote-Party: Das IT-Chaos bei der Lufthansa am Mittwoch hat auch die Pläne von Verleger Hubert Burda durchkreuzt. Der wollte eigentlich seinen 83. Geburtstag in seiner badischen Heimat Offenburg nachfeiern, blieb aber in München am Boden, notiert die "Badische Zeitung". Die wartende Feier-Gesellschaft in der Franzenstube habe den Jubilar letztlich per Video-Call zugeschaltet. Burda hatte sich "vor allem auch aufs Badisch reden" gefreut.
badische-zeitung.de, bo.de
Vielleicht funkt's ja: Funke-Verlegerin Julia Becker fordert in einem Gastbeitrag in der "FAZ" einen "Runden Tisch" der deutschen Verlage, um "gemeinsam mit Journalistinnen und Journalisten, Managern, Verbandsvertretern und Wissenschaftlern Wege zu suchen, unabhängigen Journalismus zu retten". Zu ihrer Idee inspiriert hat sie "Bertelsmann unter Chefcontroller Rabe", die den Kampf "offensichtlich aufgegeben" haben. Becker verspricht, Funke "werde diese Initiative auf den Weg bringen". Um gegen die "Übermacht der Internet-Monopolisten" bestehen zu können, müssten die Verlage "kluge Kooperationen und gemeinsame Projekte" schmieden sowie "unkonventionelle Ideen für das Recruiting des journalistischen Nachwuchses" entwickeln.
faz.net (€)
Kahle Regale? Presse-Grosso-Vorsitzender Frank Nolte fürchtet den "Verlust eines stattlichen Rohertrags", der bisher zur "Finanzierung des Pressevertriebssystems in Deutschland" beiträgt, sollte Bertelsmann wie geplant 23 bisherige Gruner + Jahr-Magazine einstellen. Viele vom Streichkonzert bedrohte Marken gehören laut Nolte zu den "Top-Brands innerhalb ihrer Objektgruppe" und seien nach wie vor bei Kundinnen besonders beliebt. Möglicherweise könnte laut "Süddeutsche"-Informationen etwa "Geo Epoche" überleben.
sueddeutsche.de (€), turi2.de (Background "Geo Epoche")
Das Grauen von Gütersloh: "Focus"-Mitgründer Helmut Markwort, der selbst zweimal für Gruner + Jahr tätig war, attestiert Bertelsmann "unterentwickelten Respekt vor Fantasie und journalistischer Kreativität". Die "Controllerzentrale in Gütersloh" habe den "einst bedeutenden Verlag Gruner + Jahr vernichtet". Chefredakteur Henri Nannen habe zu seiner Zeit "zuerst nach der guten Geschichte gefragt" und sich erst danach für Kosten interessiert.
"Focus" 8/23, S. 106 (€)
Step by Step: Die frühere G+J-Managerin Eva-Maria Bauch wird ab Juli Geschäftsführerin der Mediengruppe Oberfranken und ab 2024 alleinverantwortliche CEO des Bamberger Unternehmens. Sie löst Walter Schweinsberg ab, der nach 22 Jahren als Geschäftsführer altersbedingt abtritt. Bauch ist aktuell noch Managing Director von Deloitte Digital, davor war sie mehrere Jahre lang bei Gruner + Jahr sowie bei RTL, Bauer und Axel Springer.
new-business.de
Dreht auf: Der frühere Funke-Manager Hans-Uwe Pöls hat in Hamburg die Video-Agentur Copa Medien gegründet, schreibt Kress. Sie beliefert Regionalmedien mit Bewegtbild-Inhalten und bietet außerdem Consulting, Markenkonzeption, Produktionen, Events und Ticketing. Pöls war 2021 aus der Geschäftsleitung des Verlags ausgetreten.
kress.de, turi2.de (Background)
Seitenhieb: Der Kahlschlag und der geplante Stellenabbau beim Traditionsverlag durch RTL-CEO Thomas Rabe ruft Kritik von vielen Seiten hervor. Nicht nur die Gewerkschaften sprechen von einer "fehlgeleiteten Strategie", auch die Politik stellt sich auf die Seite der Beschäftigen. Am Mittag versammelten sich rund 250 Mitarbeitende zu einer Demonstration vor dem Hamburger Rathaus. Für sie seien die Einsparungen "ein Hammer, ein Schock". Sie überreichten Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda eine Resolution gegen die geplante Spaltung von Gruner + Jahr, unterschrieben von mehr als 1.000 Angestellten. Brosda, früher selbst Journalist, mache die Ankündigung "sehr betroffen". Er habe sich "mehr Kreativität und Fantasie beim Umgang mit der Zukunft des Medienhauses" gewünscht.
Joachim Telgenbüscher, Redaktionsleiter bei "Geo Epoche", macht es "fassungslos", dass nun "ausgerechnet ein Magazin eingestampft wird, das historisches Wissen vermittelt, das erklärt und einordnet". Für Ex-"Geo"-Chefredakteur Peter-Matthias Gaede ist die Entscheidung der RTL-Spitze, 23 Magazine zu killen, so etwas "wie der Sieg des Mainstreams über die Liebhabereien vieler kleiner Communities of Interest", sagt er gegenüber turi2. Es sei ein gutes Zeichen, dass der Baumwall "doch nicht gänzlich in einen Friedhof der Mediengeschichte verwandelt" würde. Doch müssten viele der Übriggebliebenen befürchten, "Zombies im RTL-Reich" zu werden. Meedia-Chefredakteur Stefan Winterbauer geht noch einen Schritt weiter. Er glaubt, bei "Brigitte", "Capital" und Co sei "Verkauf oder Einstellung eher aufgeschoben als aufgehoben". Er vermutet, Rabe habe erst mal nur eine bittere Pille verabreicht, damit "der schwächliche Patient" nicht sofort stirbt.
Es gibt auch Stimmen, die der Abbau der kleinen Titel nicht sonderlich überrascht. "FAZ"-Redakteur Jakob Eich schreibt bei Twitter, dass das "fünfte Stern-Spin-off und das dritte Brigitte-Spin-off vielleicht einfach eine Schnapsidee" waren, die wirtschaftlich wenig Sinn ergeben haben.
Der DJV sieht in der Entscheidung "einen verheerenden Aderlass für den renommierten Medienstandort Hamburg" und spricht von einer "Abwicklung". "Diese Entscheidung ist durch nichts begründet als durch gewissenlose Profitmaximierung", kommentiert DJV-Chef Frank Überall. Verdi wolle sich mit den Beschäftigten gegen diese Entwicklung wehren und regt an, in Hamburg "nach Alternativen für dieses vom Bertelsmann-Konzern angerichtete Desaster zu suchen, mit dem Ziel, Magazin-Vielfalt und Arbeitsplätze zu erhalten". Die DJU-Vorsitzende Tina Groll hält den Kahlschlag für "pure Unfähigkeit, absolut kurzsichtig und rücksichtslos".
Katrin Ansorge überlegt unterdessen bei "Horizont", was der Umbau bei RTL für das TV-Geschäft bedeutet. Die Integration von Marken wie "stern" und "Capital" in den Bereich RTL News schaffe eigentlich "passende Synergien mit dem TV-Geschäft". RTL stehe aber immer noch "vor allem für den Dschungel und DSDS, nicht für Bildungsfernsehen". Diese Wahrnehmung lasse sich nicht so einfach umkehren. (Foto: Jonas Walzberg / dpa / Picture Alliance)
abendblatt.de (€), handelsblatt.com, twitter.com (Telgenbüscher), meedia.de, twitter.com (Eich), dwdl.de, twitter.com (Groll), horizont.net (€), turi2.de (Background)
Kommando zurück? Bei der morgigen Ansprache der RTL-Führungsspitze wird CEO Thomas Rabe offenbar doch keinen großen Ausverkauf vieler ehemaliger Titel von Gruner + Jahr verkünden. Wie Gregory Lipinski bei "Meedia" aus internen Kreisen hört, will das Medienhaus nur kleinere Blätter veräußern, Titel wie "Geo" und "Brigitte" sollen im Portfolio bleiben. "Offenbar hat der öffentliche Druck gewirkt", schreibt Lipinski. Mehrere Verlage hatten zuletzt Interesse an den Bertelsmann-Magazinen gezeigt, darunter Bauer, Klambt und Funke. Das hatte zu Protesten der Beschäftigten und Einspruch der Gewerkschaften geführt. Zugleich steht noch immer der Stellenabbau in dreistelliger Höhe bei RTL im Raum, den Thomas Lückerath bei DWDL bereits vergangene Woche prophezeit hat. Der "Townhall Hamburg" bei G+J am Baumwall startet am Dienstag um 9 Uhr, danach folgt ein "All Hands RTL Deutschland"-Termin als Videocall für die RTL-Belegschaft, in dem Thomas Rabe, Stephan Schmitter, Xenia Meuser, Matthias Dang, Andreas Fischer und Ingrid Heisserer das "Project One" kommunizieren wollen.
meedia.de, newsroom.de, turi2.de (Background)
Nachtrag zum Austritt: Funke-Verlegerin Julia Becker kritisiert in einem "Süddeutsche"-Gastbeitrag ein "unerträglich lautes Schweigen" beim BDZV nach der Reichelt-Affäre. "Die Herren an der Spitze" hätten sich "nicht so gerne in ihrer routinierten Tagesordnung stören lassen", schreibt Becker. Im vergangenen Jahr habe man den "Versuch des kollektiven Beschweigens eines brutalen Machtmissbrauchs gegenüber Frauen in der Medienbranche erlebt", spielt sie auf den Umgang von Mathias Döpfner mit den Machtmissbrauchs-Vorwürfen gegen Julian Reichelt bei "Bild" an. Dies habe die "Leiden der betroffenen Frauen noch vergrößert" und "unsere Branche beschmutzt". Unterm Strich hätte Funke sich zudem "ein paar größere Schritte" in der Reform des Verbandes gewünscht. Im November 2022 war Funke nach Reform-Forderungen und Kritik an dem damaligen Vorsitzenden Döpfner aus dem Zeitungsverleger-Verband ausgetreten.
Becker beklagt außerdem, dass es generell zu wenig weibliche Führungskräfte in der Branche gibt: Es brauche "deutlich mehr weibliche Perspektiven und eine geschlechtergerechte Berichterstattung". Frauen würden "gewiss keinen besseren Journalismus machen", aber "einen anderen": Frauen "blicken anders auf die Welt als Männer, schreiben und reden anders über sie, machen sich und uns andere Bilder von ihr". Becker selbst habe sich in Meetings "manchmal wie ein Alien gefühlt", so sei sie auch behandelt worden: "Mit übertriebener, fast devoter Höflichkeit. Mit Nichtachtung."
sueddeutsche.de (€), turi2.de (Background)
(Foto: Selina Pfrüner)
Großes Streichkonzert? Im Zuge der Zusammenführung aller bisheriger Gruner+Jahr-Aktivitäten mit dem RTL-Deutschland-Geschäft wittert DWDL einen möglichen Stellenabbau in "dreistelliger Höhe", der das gesamte RTL-Universum betreffen könnte. Bei allen Abteilungen seien via Unternehmensberatung "Vorschläge zu Einsparmöglichkeiten" angefordert worden. Ob es dazu beim geplanten "Townhall Hamburg" am Baumwall kommenden Dienstag Informationen gibt, sei noch nicht klar. Stattdessen ist sich DWDL sicher, dass von den ehemaligen G+J-Titeln nicht nur der "stern" im Bertelsmann-Portfolio bleibt, sondern auch weitere Magazine vom Verkauf verschont werden.
dwdl.de, turi2.de (Background)
Saarbrücker Zeitung macht Michael Kipp, 47, (Foto) zum Chefreporter. Kipp kennt das Blatt bereits seit seinem Volontariat; zuletzt hatte er sich vermehrt um investigative Recherchen gekümmert. Kipp folgt auf Tobias Fuchs, der die Zeitung im Herbst aus "familiären Gründen" verlassen hat und mittlerweile für Business Insider arbeitet.
newsroom.de
Zahl des Tages: Exakt 200 Ratgeber-Beiträge in Einfacher Sprache hat die "Apotheken Umschau" von Wort & Bild auf ihrer Website veröffentlicht und damit die nach eigenen Angaben umfassendste Sammlung dieser Art geschaffen. Die Texte informieren über Themen wie Adipositas oder Erste Hilfe und sind in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle Leichte Sprache der Uni Hildesheim entstanden. Die Artikel sind kostenlos und werbefrei.
apotheken-umschau.de
Willkommen im Club der turi2.de/koepfe: Elisabeth Varn ist Operativ- und Finanz-Chefin des Burda Verlags. Seit Ende 2022 bildet sie mit Manuela Kampp-Wirtz und Oliver Eckert auch dessen Geschäftsführungs-Trio. Varn ist neu im turi2-Club der wichtigsten Meinungsmacherinnen in Deutschland.
turi2.de/koepfe (Profil Varn)